
Länger Updates und Ersatzteile Was bringen die neuen EU-Regeln für Mobilgeräte?
Neue Smartphones müssen in der EU seit heute einfacher zu reparieren sein. Ersatzteile und Updates soll es länger geben. Bei der Orientierung helfen neue Labels. Dazu wichtige Fragen und Antworten.
Das Telefon ist heruntergefallen, doch Ersatzteile vom Hersteller gibt es schon längst nicht mehr. Das ändert sich jetzt durch neue EU-Regeln. Antworten auf die wichtigsten Fragen, was die neuen Regeln der Ökodesign-Richtlinie für Verbraucher mit sich bringen und was sich sonst noch ändert.
Wie lange soll es künftig Ersatzteile geben?
Ersatzteile für Handys und Tablets wie Akkus, Kameras oder Ladeanschlüsse müssen für nicht mehr erhältliche Modelle noch mindestens sieben Jahre lang lieferbar sein - innerhalb von fünf bis zehn Werktagen. Auch die Software rückt in den Fokus: Hersteller müssen mindestens fünf Jahre nach dem Verkaufsstopp noch Sicherheits- und Betriebssystem-Updates bereitstellen.
Ist eine Reparatur überhaupt so einfach möglich?
Ein zentraler Punkt der Richtlinie: Die Geräte sollen sich nicht nur in Fachwerkstätten oder firmeneigenen Stores reparieren lassen, sondern auch mit handelsüblichem Werkzeug - theoretisch also zu Hause oder in unabhängigen Werkstätten.
Was ist in Sachen Langlebigkeit geplant?
Zusammen mit dem neuen Gesetz gelten auch neue Mindestanforderungen. Die Ökodesign-Richtlinie schreibt vor, dass Akkus in Smartphones und Tablets nach 800 Ladezyklen noch mindestens 80 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität erreichen müssen.
Kann ich erkennen, wie leicht mein Handy reparierbar ist?
Ab heute gibt es zudem eine neue Kennzeichnungspflicht. Auf einem Label, ähnlich wie das schon bei Waschmaschinen im Einsatz ist, wird neben der Energieeffizienzklasse auch die Reparierbarkeit eines Smartphones oder Tablets angezeigt. Die Energieeffizienzklasse reicht wie bei Waschmaschinen von einem dunkelgrünen A (bester Wert) bis zu einem dunkelroten G (schlechteste Gruppe). Die Reparaturskala geht von A bis E. Auch dort ist A die beste Klasse. Zudem soll das neue Label auch anzeigen, wie viele Stunden und Minuten der Akku nach vollständiger Ladung hält und wie viele Ladezyklen der Akku übersteht, bis er nur noch 80 Prozent der ursprünglichen Kapazität hat. Auch die Robustheit bei Stürzen wird angegeben.
Wo finde ich das neue Label?
Lieferanten und Händler müssen nach Angaben der EU-Kommission dafür sorgen, dass sich das Etikett sichtbar und in der Nähe des Produkts befindet - sowohl online als auch im Laden. Die Deutsche Umwelthilfe kündigte an, die Einhaltung der Vorgaben stichprobenartig im Handel zu überprüfen. Am Freitag fanden sich die Labels noch nicht präsent auf den Websites großer Online-Elektronikhändler.
Gibt es auch Kritik an dem Vorhaben?
Ein häufig kritisierter Schwachpunkt: Die Richtlinie regelt zwar die Verfügbarkeit von Ersatzteilen - nicht aber deren Preis. Hersteller wie Apple oder Samsung könnten also weiterhin sehr hohe Preise für Ersatzdisplays verlangen. Die Reparatur würde so wirtschaftlich unattraktiv - auch wenn das Gerät im neuen "Produktpass" eine gute Note erhält.
Gilt das Label auch für Laptops?
Für Laptops gibt es bisher noch kein Label. Aber das soll wohl kommen. Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration in Berlin, das an der Entwicklung des Energielabels beteiligt war, wird derzeit ein vergleichbares Label für Laptops erarbeitet. Es soll voraussichtlich ab 2028 eingeführt werden.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert darüber hinaus eine Ausweitung der Vorgaben auf alle Elektrogeräte. "Die neuen Regelungen für Smartphones und Co. sind ein wichtiger Schritt zu umweltfreundlicheren Produkten und einer verbesserten Verbraucherinformation", sagte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. "Aber was ist mit all den anderen Elektrogeräten? Die Schrottberge aus kurzlebigen und reparaturfeindlichen Geräten werden von Jahr zu Jahr größer."
Warum gibt es die neuen Regeln?
Das große Ziel der Ökodesign-Richtlinie ist es, Elektroschrott nachhaltig zu verringern. Eine längere Nutzungsdauer von Smartphones hätte etwa positive Auswirkungen auf das Klima: Laut einer Bitkom-Studie tauschen Nutzer in Deutschland ihr Smartphone im Schnitt alle 24 Monate. Würde sich die Dauer auf fünf bis sieben Jahre verlängern, könnten die klimaschädlichen Emissionen von Smartphones demzufolge um etwa die Hälfte gesenkt werden.
Außerdem erhofft sich die EU-Kommission einen geringeren Stromverbrauch, wenn Verbraucher zu Handys mit besseren Energieeffizienzklassen greifen. Als Teil der Ökodesignrichtlinie wurde bereits die USB-C-Pflicht umgesetzt: Seit Jahresbeginn müssen unter anderem neue Smartphones, Tablets und Kameras in der EU einen USB-C-Ladeanschluss haben - unabhängig vom Hersteller.
Mit Informationen von Kathrin Schmid, ARD-Studio Brüssel