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marktbericht

Vor Fed-Entscheid DAX fast 1.200 Punkte unterm Rekordhoch

Stand: 18.06.2025 13:39 Uhr

Die Anleger reduzieren im Vorfeld einer möglichen militärischen US-Intervention im Nahen Osten und des Fed-Zinsentscheids am Abend weiter ihr Risiko. Der DAX weitet seine Korrektur aus.

Zur Wochenmitte geht es am Frankfurter Aktienmarkt erneut bergab. Die Anleger werden mit Blick auf den Nahen Osten zunehmend nervös und beginnen, die Möglichkeit einer US-Militärintervention in der Region einzupreisen. Auch der Fed-Zinsentscheid am Abend mahnt die Investoren zur Vorsicht.

Der DAX fällt zur Mittagszeit um bis zu 0,6 Prozent auf ein vorläufiges Tagestief von 23.288 Punkten zurück. Damit notiert der deutsche Leitindex mittlerweile fast 1.200 Punkte unter seinem Rekordhoch (24.479 Punkte) - und befindet sich mittendrin in einer längst überfälligen Korrektur.

Der deutsche Leitindex hat nun eine wichtige Schlüsselzone erreicht: Sollte er es nicht schaffen, die alten Ausbruchsmarken bei 23.300/23.400 Punkten per Tagesschlusskurs zu verteidigen, so würden sich die technischen Perspektiven für den DAX schlagartig eintrüben.

Im Fokus der Anleger steht dabei - jenseits der weiteren Entwicklungen im Nahen Osten – auch der Fed-Zinsentscheid heute Abend um 20 Uhr. Laut dem Fed Watch Tool der CME Group gehen 99,9 Prozent der Marktteilnehmer davon aus, dass die US-Notenbank die Zinsen nicht antastet und in ihrer aktuellen Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent belässt.

Dabei könnte der Druck auf die Fed, die Zinsen zu senken, aktuell kaum größer sein. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt seinen Druck auf die Währungshüter erhöht und eine Zinssenkung um einen vollen Prozentpunkt gefordert.

Tatsächlich lieferten Trump die zuletzt schwächer als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten und eine zumindest teilweise Entspannung im Handelskonflikt durchaus gute Argumente. Auch die jüngsten geopolitischen Entwicklungen könnten für eine Wachstumsankurbelung durch niedrige Zinsen sprechen.

Im Fokus der Anleger dürften daher die neuen Prognosen der Fed stehen - vor allem jene für den Leitzins (die sogenannten "dot plots"): Rechnet die US-Notenbank in der zweiten Jahreshälfte weiterhin mit zwei Zinssenkungen? Das Enttäuschungspotenzial für die Börsen ist groß: Der Markt habe sich "darauf versteift, dass sich die Fed recht taubenhaft anhören dürfte", betont Commerzbank-Devisenanalystin Antje Praefcke.

Im Vorfeld des Fed-Entscheids zeichnet sich ein verhaltener Handelsstart an der Wall Street ab. Der Future auf den Dow Jones Industrial Average büßt zur Stunde 0,1 Prozent ein. Der US-Leitindex hatte gestern bereits um 0,7 Prozent nachgegeben.

Leicht negative Impulse für die Aktienmärkte kommen zur Mittagszeit auch vom Ölmarkt: Nachdem die Ölpreise am Morgen noch nachgegeben und damit Entspannung signalisiert hatten, haben sie aktuell wieder ins Plus gedreht. Die Nordseesorte Brent verteuert sich um 0,1 Prozent auf 76,50 Dollar je Barrel (159 Liter).

Der Preis für die Feinunze Gold gibt am Mittag um 0,2 Prozent auf 3.380 Dollar nach. Gold notiert damit bereits wieder knapp 70 Dollar unter seinem Hoch von Anfang der Woche. Das gelbe Edelmetall gilt als sicherer Hafen, der von vielen Anlegern in Krisensituationen angesteuert wird.

Im DAX ist die Airbus-Aktie zur Mittagszeit der größte Gewinner. Der weltgrößte Flugzeugbauer lockt seine Aktionäre mit der Aussicht auf höhere Gewinnausschüttungen. Künftig sollen jährlich 30 bis 50 Prozent des Überschusses als Dividende an die Anteilseigner fließen - bisher hatte Airbus eine Ausschüttungsquote von 30 bis 40 Prozent genannt.

Aktien von Beiersdorf setzen ihren jüngsten Kursrutsch fort und gehören im mittäglichen DAX-Handel zu den größten Verlierern. Gleich zwei negative Analystenstimmen lasten auf den Papieren: Die Beendigung einer Kaufempfehlung durch die Bank of America paart sich mit der Streichung von einer Aktien-Ideenliste durch die DZ Bank.

Kurz vor der erwarteten Vertragsverlängerung von Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez geht die IG Metall zu dem umstrittenen Vorstandschef auf Konfrontationskurs. "Aus heutiger Sicht werde ich nicht für eine Verlängerung stimmen und das ist auch das Signal der IG Metall insgesamt", sagte der Vize-Chef der Gewerkschaft und stellvertretende Aufsichtsratschef des Konzerns, Jürgen Kerner.

Die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) will sich angesichts der unsicheren Wirtschaftsentwicklung unter Trump vollständig aus dem US-Markt zurückziehen. Die pbb rechnet daher mit einem Sonderaufwand, der in diesem Jahr zu einem Verlust führen könnte. Das Management kassiert daher vorsorglich seine Prognose für 2025.

Die Beteiligungsgesellschaft Mutares übernimmt von Continental das italienische Bremsenwerk am Standort Cairo Montenotte. Mutares stärke damit seine Autozuliefersparte, Conti konzentriere sich mehr auf das Kerngeschäft, hieß es von den beiden Unternehmen. Finanzielle Details nannten die Konzerne nicht.

Weiter köchelnde Spekulationen auf eine Übernahme sorgen bei Gerresheimer für Rückenwind. Der Verpackungshersteller teilte mit, KPS Capital Partners führe weiterhin Gespräche mit Warburg Pincus über eine Übernahme. Es sei aber nicht absehbar, ob und wann ein öffentliches Übernahmeangebot abgegeben werde.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) bei Amazon wird nach Angaben des Online-Händlers in den kommenden Jahren insgesamt zu einer Verkleinerung der Belegschaft führen. Konzernchef Andy Jassy teilte mit: "Wir gehen davon aus, dass wir in den kommenden Jahren die Gesamtzahl der Mitarbeiter im Konzern reduzieren werden, da wir durch den umfassenden Einsatz von KI im gesamten Unternehmen Effizienzgewinne erzielen."

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.