Eine Trottellumme, die gerade vom Felsen springt.

Schleswig-Holstein Lummensprung auf Helgoland: Küken stürzen sich in die Nordsee

Stand: 16.06.2025 12:17 Uhr

Auf Helgoland ist die Brutsaison im vollen Gange. Ein Highlight ist der Lummensprung. Dabei stürzen sich noch flugunfähige Trottellummen-Küken 60 Meter in den Abgrund.

Auf dem Lummenfelsen und der Langen Anna auf Helgoland (Kreis Pinneberg) herrscht reges Treiben. Basstölpel, Möwen und Eissturmvögel kreischen, fliegen und verteidigen jeden Zentimeter Brutfläche auf dem Felsen.

Damaris Buschhaus vom Verein Jordsand scheint dieses Gewusel nicht zu interessieren. Mit ihrem Fernglas beobachtet sie die eher unscheinbaren Trottellummen in den unteren Spalten der Klippe nisten. Die Tiere stehen dicht an dicht mit ihrem schwarzen Rücken zur Nordsee und schauen die Felswand an. "Am Tag schützen sie noch ihre Jungen", erklärt Buschhaus. "Erst in der Dämmerung wird es losgehen".

Damaris Buschhaus vom Verein Jordsand beim Vögel beobachten.

Damaris Buschhaus vom Verein Jordsand begleitet den Lummensprung schon seit Jahren.

Helgoland: Touristen beobachten den Lummensprung

Worauf die Wissenschaftlerin anspielt ist eines der eindrucksvollsten Naturereignisse der Nordsee - der sogenannte Lummensprung. Was für Touristen nach einer kuriosen Vogelshow aussieht, ist in Wahrheit ein Überlebenssprung: Die nur drei Wochen alten Trottellummenküken wagen sich vom rund 60 Meter hohen Felsen in die Tiefe Richtung Nordsee.

Trottellummen-Population: "Mehr Brutpaare als in den Jahren zuvor"

"Es gibt in diesem Jahr mehr Brutpaare als in den Jahren zuvor", sagt Buschhaus mit Blick auf den Lummenfelsen. In den vergangenen Jahren mussten die Trottellummen laut der Wissenschaftlerin viele Verluste wegen der Vogelgrippe einstecken: "Der Bestand hat sich ein Stück weit dezimiert."

5.000 Brutpaare: Kein Ausbruch der Vogelgrippe

Jetzt scheint sich die Population wieder zu erholen. Über 5.000 Brutpaare konnten die Forscherinnen und Forscher in diesem Jahr auf Helgoland zählen. Verglichen mit letztem Sommer, sind das rund 1.200 Paare mehr. "Wir sind froh, dass wir dieses Jahr keinen Ausbruch der Vogelgrippe hatten", stellt Buschhaus als erstes Fazit fest.

Helgoland ist der einzige deutsche Brutplatz

Brutzeit beginnt bei den Trottellummen meistens im März oder April. Nach dem aktuellen Stand, ist die Trottellumme die häufigste Brutvogelart am Felsen auf Helgoland. In Deutschland brüten sie nur auf der Nordseeinsel.

Touristen auf Helgoland, die den Lummensprung beobachten.

Auch in diesem Jahr schauen sich zahlreiche Touristen und Vogelinteressierte den Lummensprung an.

Drei Wochen nachdem die Jungtiere im Sommer dann geschlüpft sind, steht schon der Sprung an. Der Haken: Der Nachwuchs kann beim Verlassen des Nests noch nicht fliegen. Zum Schutz vor Fressfeinden, wie der Großmöwe, stürzen sich die Tiere erst in der Abenddämmerung oder in der frühen Nacht in die Tiefe. Dabei folgen die Küken den aufmunternden Rufen der Eltern.

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Körperbau schützt die Jungtiere beim Sprung

Die Jungtiere müssen springen, weil die Altvögel sie irgendwann nicht mehr ausreichend auf dem Felsen ernähren können. Schlägt ein Jungtier auf dem Wasser oder Strand auf, schützt sie ihr Körperbau: eine dicke Fettschicht und leichte Knochen federn den Aufprall wie ein Flummi ab. Endlich auf See angekommen, folgen die Lummen dann ihren Eltern in die Überwinterungsgebiete nach Nordeuropa.

Ein kleines Lummen-Küken sitzt auf einem Stein auf Helgoland.

Die Küken springen nur in der Abenddämmerung. Ansonsten sind sie gefundenes Fressen für Möwen (Archivbild).

Es folgt laut Buschhaus ein Leben auf hoher See: "Trottellumen sind sehr schlechte Flieger, aber dafür fantastische Taucher". Bei der Nahrungssuche halten die Seevögel schwimmend den Kopf unter Wasser und halten Ausschau nach Beute. Bis zu 150 Meter tief können sie tauchen. Zu ihrer Hauptnahrung zählen vor allem Sprotten, Sandaale, Dorsche und Lodden.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 16.06.2025 | 19:30 Uhr