Die Nationalflaggen vom Staat Israel und der Islamischen Republik Iran auf einer Wand mit aufgeplatzter Farbe und einem schraegen, dicken Riss.

Schleswig-Holstein Kieler Aktivist und Deutsch-Iraner kritisiert Mullah-Regime scharf

Stand: 16.06.2025 19:19 Uhr

Israel und der Iran greifen sich weiter gegenseitig massiv aus der Luft an. Sowohl Jüdinnen und Juden als auch Exil-Iraner aus Schleswig-Holstein sind wegen der Eskalation in Nahost in großer Sorge.

Der Landesverband der liberalen jüdischen Gemeinden Schleswig-Holstein sagte NDR Schleswig-Holstein, alle Juden seien in ganz großer Sorge, aber Israel habe keine andere Wahl gehabt, denn der Iran reichere Uran an. Der Landesverband argumentiert, dass es so, also mit der empfundenen Bedrohung durch den Iran, nicht weitergehen könne. Das Mullah-Regime müsse fallen.

Das ist auch die Meinung von Bastian Mahmoodi. Er ist in Deutschland geboren, lebt in Kiel und hat iranische Wurzeln. Der Unternehmer und Aktivist beschäftigt sich seit Jahren mit dem Mullah-Regime, er sagt, die Mehrheit der im Iran lebenden Menschen unterstütze es nicht mehr. Der aktuelle Konflikt zwischen Israel und dem Iran mache auch ihm große Sorgen.

NDR Schleswig-Holstein: Herr Mahmoodi, Sie sehen auch Fehler in der deutschen und europäischen Außenpolitik, warum?

Bastian Mahmoodi: Dieses iranische Regime hat das Staatsziel, Israel zu vernichten, und dessen muss man sich bewusst sein. Was außenpolitisch in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer und immer wieder falsch gemacht wurde, ist, dass man glaubt, mit diesem iranischen Mullah-Regime Verhandlungen führen zu können, die am Ende zu etwas führen. Zu etwas, was womöglich Frieden sein könnte, das ist schlicht nicht möglich.

Bastian Mahmoodi. Er ist Unternehmer und Aktivist. In Deutschland geboren mit iranischen Wurzeln.

Bastian Mahmoodi ist Unternehmer und Aktivist, in Deutschland geboren mit iranischen Wurzeln.

Was also müsste aus Ihrer Sicht getan werden?

Mahmoodi: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat man in der Diplomatie, soweit ich das sehe, nicht einmal alle Möglichkeiten ausgeschöpft, insbesondere nicht die mit der Aktivierung des sogenannten Snapback-Mechanismus des Atomabkommens. 

Snapback, also die Möglichkeit, dass alle Vertragspartner des Abkommens die UN-Sanktionen gegen den Iran wieder einführen, um den Iran so wieder an den Verhandlungstisch zu zwingen. Sie sagen, die Sanktionen hätte man zwingend wieder einführen müssen?

Mahmoodi: Für niemanden, der diesen Konflikt seit Jahren oder Jahrzehnten beobachtet, kann diese Eskalation in irgendeiner Form überraschend kommen. Denn das ursprünglich geschlossene Atomabkommen läuft zu Oktober aus. Das heißt, eine Aktivierung dieses Snapback-Mechanismus ist danach gar nicht mehr möglich. Da keiner der Vertragspartner Anstalten gemacht hat, diesen Mechanismus zu aktivieren, war klar, dass es irgendwie zu einer Eskalation und zu einer Attacke durch Israel kommen würde.

Warum genau?

Mahmoodi: Aus Angst natürlich, weil in einer Sache sind sich doch alle einig: Dieses Mullah-Regime darf die Atombombe nicht haben.

Für Sie selbst ist es ein hohes Risiko, so deutliche Worte gegen das Mullah-Regime zu wählen. Denn viele Freunde und auch Teile Ihrer Familie leben noch immer im Iran. Warum tun Sie es trotzdem?

Mahmoodi: Für mich ist entscheidend, und das ist eine Grundsatzentscheidung, die ich vor einigen Jahren schon getroffen habe, dass ich mich nicht zurückhalte, weil das genau das ist, was das iranische Regime möchte. Die Mullahs wollen durch Einschüchterung erreichen, dass sich die Menschen weder im Land noch in der Diaspora, also in der ganzen Welt, gegen das Regime äußern. Und das ist etwas, das kommt für mich nicht infrage, weil das genau der Mechanismus ist, der am Ende dazu führen kann, dass dieses Regime weiter überlebt. Das darf natürlich mit Blick auf die Menschenrechtsverletzungen, auf die täglichen Hinrichtungen, nicht hinnehmbar sein.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 16.06.2025 | 19:30 Uhr