
Schleswig-Holstein Sylter Goldschakal darf vorerst nicht geschossen werden
Der Goldschakal hat bislang auf der Insel rund 100 Schafe und Lämmer gerissen. Trotzdem hat das Verwaltungsgericht in Schleswig einen Abschuss vorerst untersagt.
Der Goldschakal darf vorerst nicht abgeschossen werden. Den entsprechenden sogenannten Hängebeschluss hat das Verwaltungsgericht in Schleswig am Mittwoch (11.06) erlassen. Damit sei aber noch keine Entscheidung im Eilverfahren verbunden, sagte eine Sprecherin. Das könne noch einige Zeit dauern.
Wegen einer Ausnahmegenehmigung vom Landesamt für Umwelt vom 5. Juni durfte der Goldschakal auf Sylt (Kreis Nordfriesland) eigentlich geschossen werden. Jäger aus ganz Deutschland hatten in den vergangenen Tagen daran Interesse bekundet. Gegen die Genehmigung hat aber nun eine "Naturschutzinitiative e.V" einen Widerspruch erhoben. Das Gericht hat darauf einen Hängebeschluss angeordnet. Damit soll sichergestellt werden, dass vor einer Entscheidung in der Sache keine "unumkehrbaren Tatsachen" geschaffen werden. Jetzt müssten zunächst die Akten gesichtet werden, heißt es vom Gericht.
Beschluss nicht nachvollziehbar für den Kreisjägermeister Nordfriesland
Der Goldschakal sei nach europäischen Richtlinien und der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt, argumentiert die Naturschutzinitiative. "Behörden und der schleswig-holsteinische Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) machen es sich zu einfach, Probleme mit nach der FFH-Richtlinie besonders geschützten Wildtieren einfach durch Töten lösen zu wollen, zumal es Alternativen gibt", so der Verein in einem Statement. Sie würden sie es begrüßen den Schakal zu betäuben und dann umsiedeln. Auch die Tierrechtsorganisation Peta spricht sich öffentlich für eine Aussetzung des Schakals an einem anderen Ort aus.
"So einfach ist das aber nicht", findet der Kreisjägermeister Nordfrieslands, Manfred Uekermann (auch Landtagsabgeordneter der CDU). "Ich kann es nicht nachvollziehen, dass ein Verein aus Rheinland-Pfalz angeblich besser Bescheid weiß als unsere örtlichen Naturschutzverbände." Auch im Rahmen des enormen wirtschaftlichen Schadens für Schafshalterinnen und Schafshalter sowie des Tierleids, sei dieses Vorgehen fragwürdig. Trotzdem akzeptiert er den gerichtlichen Beschluss. "Es ist aber ja nur eine vorübergehende Aussetzung bis eben in erster Instanz entschieden wird", konstatiert Uekermann weiter.
NABU befürchtet eine Verschärfung der Situation
Ähnlich sehen es auch der NABU und Bauernverband Schleswig-Holstein. Besonders der Tierschutz sei durch den Beschluss gefährdet. "Aus Naturschutzsicht aber halten wir einen schnellen Abschuss für geboten und insofern sorgen wir uns, dass der Hängebeschluss die Situation weiter verschlimmern wird", erklärte ein Sprecher des NABU. Es gebe keine wirkliche Alternative, außer den Goldschakal auf Sylt zu töten.
Auch der BUND sieht keinen Sinn darin, den Schakal beispielsweise einzufangen: "Der Schutz einer seltenen Art ist ein hohes Gut. Deshalb betonen wir immer wieder, dass es hier darum geht, ein einzelnes Individuum abzuschießen, das sich angewöhnt hat, Nutztiere zu fressen." Trotzdem sollte dieser Fall keine Vorlage für einen regelmäßigen Abschuss von Goldschakalen oder Wölfen werden, so der BUND weiter.
Schafhalterin hat Angst um ihre Tiere
Schafhalterin Daniela Andersen hat durch den Schakal mehr als 75 Schafe und Lämmer verloren. Sie sagt NDR Schleswig-Holstein, der Beschluss habe sie "sprachlos, fassungslos" gemacht. Sie habe nun weiterhin Angst um ihre Tiere. Ihr Mann habe sich dem Schakal auf vier Meter nähern können. Weil der Deich offen und für alle zugänglich ist, sei eine wolfssichere Umzäunung ihrer Tiere schwierig, so Andersen.
Goldschakal auf Sylt - auch Brutvögel gefährdet?
Seit dem 19. Mai hat der Goldschakal auf der Insel insgesamt etwa 100 Schafe und Lämmer gerissen. Außerdem ist zur Zeit auch die Brutzeit der Wiesen- und Watvögel. Auch sie seien laut Uekermann durch den Goldschakal bedroht. Das Tier sei ein Allesfresser, kleiner als ein Wolf und könne sich deswegen auch gut in den hohen Gräsern verstecken und so ungestört Beute machen. Dadurch, dass er keine natürlichen Feinde auf der Insel habe, sei er gefährlich für das System. Die Natur sei dafür nicht ausgelegt, die heimischen Tiere könnten sich nicht vor dem Tier schützen oder sich darauf einstellen.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 11.06.2025 | 18:00 Uhr