Hand dreht Thermostat eines Heizkörpers auf Stufe 3.

Schleswig-Holstein Heizölpreise steigen wieder: Eine Übersicht für Schleswig-Holstein

Stand: 17.06.2025 08:31 Uhr

Gut ein Jahr lang waren die Preise für Heizöl gefallen. Sie liegen aber aktuell immer noch deutlich höher als vor der Energiekrise. Jetzt macht sich auch der Angriff Israels auf den Iran bemerkbar.

Ruckartig ist der Ölpreis seit der ersten Angriffswelle Israels am Freitag unter anderem auf Öl- und Gasfelder sowie Atomanlagen im Iran (13.6.) angestiegen und in der Folge auch die Sprit- und Heizölpreise. Nach einer Analyse des Vergleichsportals Verivox kosten 100 Liter Heizöl derzeit rund 93 Euro. Noch im Mai lag der Preis im Durchschnitt bei 87 Euro - das war laut Verivox so wenig wie seit zwei Jahren nicht. Die Auswertung liegt der Deutschen Presse-Agentur vor, zuerst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichtet.

Heizölpreise: Kaum Unterschiede in Schleswig-Holstein

Die Heizölpreise unterliegen Experten zufolge allerdings oft starken Schwankungen. "Den besten Zeitpunkt für einen Kauf zu treffen, ist kaum möglich. Trotz der bereits deutlich gestiegenen Preise kann es sich noch lohnen, den Tank für den nächsten Winter aufzufüllen", sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Ölpreis: Politik der Förderländer ist entscheidend

Der Iran gehört zu den zehn größten Ölförderländern weltweit. Ein lange dauernder Krieg zwischen beiden Ländern könnte deshalb auch die Handelswege beeinträchtigen - durch die schmale Hormuz-Wasserstraße am Persischen Golf etwa wird knapp ein Viertel des weltweiten Ölhandels abgewickelt.

Die Internationale Energieagentur beobachtet im gesamten Nahen Osten zunehmende Spannungen. Saudi-Arabien hatte mit den ölexportierenden Staaten im OPEC-Verbund lange Zeit weniger gefördert, als möglich war, um den Ölpreis hoch zu halten. Dadurch wurde allerdings auch die Förderung in den USA lukrativ, wo die Produktionskosten bei der besonders umweltschädlichen Fracking-Methode höher sind. Auch Russland benötigt einen hohen Ölpreis, um die Kriegskasse mit Gewinnen zu füllen. Nun schraubt Saudi-Arabien die Fördermengen nach oben, um Marktanteile zurückzugewinnen.

Nachfrage sinkt durch Trumps Zölle und E-Auto-Boom in China

Gleichzeitig gerät die Weltwirtschaft durch die Zollpolitik von US-Präsident Trump ins Trudeln. Der Ukraine-Krieg dauert an und dämpft das Wachstum in Europa. Vor allem in China fahren immer mehr E-Autos, so dass der Ölbedarf sinkt. Die Folge ist ein übersättigter Markt. Trotzdem bleiben Prognosen schwierig.

Heizöl - günstiger als Gas und Fernwärme

Heizöl-Lieferanten aus dem Kreis Dithmarschen berichten, im Mai sei mehr bestellt worden als zum gleichen Zeitpunkt in den Jahren zuvor. Der Heizölpreis in Schleswig-Holstein liegt allerdings immer noch höher als vor der Energiekrise. Pro Liter Heizöl lassen sich etwa zehn Kilowattstunden (kWh) Wärmeenergie erzeugen. Damit liegt Heizöl derzeit zwischen 8,5 Cent bis 10 Cent pro kWh. Es ist damit günstiger als Erdgas und Fernwärme. Bei den Verbrauchskosten sind Wärmepumpen mit Wärmestromtarif in den meisten Fällen noch günstiger. Je besser das Haus saniert ist, desto wirtschaftlicher ist deren Betrieb.

Ölheizungen in SH vor allem auf dem Land

2022 heizte nach dem Mikrozensus noch knapp jeder fünfte Haushalt in Schleswig-Holstein mit Öl. Und in vielen Dörfern und Einzellagen, in denen kein Erdgasanschluss zur Verfügung steht, ist Öl weiterhin der am meisten genutzte Energieträger. Dabei ist die Technik ein Auslaufmodell, weil Öl- sowie auch Gasverbrennung den Klimawandel vorantreiben. Rund 17,5 Cent pro Liter Heizöl beträgt deshalb bereits der CO2-Preis, der sich im kommenden Jahr auf bis zu 20 Cent erhöhen könnte. Die weitere Entwicklung hängt vom EU-Emissionshandel ab. Möglich ist ein deutlicher Preisanstieg für Heizöl in den kommenden Jahren.

Steigende Kosten und Auflagen für neue Ölheizungen

Beim Einbau einer neuen Heizung in einem sogenannten Bestandsgebäude besteht in Schleswig-Holstein schon jetzt die Pflicht, mindestens 15 Prozent erneuerbare Energieträger zu berücksichtigen. Bundesweit müssen Ölheizungen, die aktuell installiert werden, diesen Anteil ab 2029 erfüllen. Später soll der Anteil steigen. In ihrer letzten Regierungszeit hatten CDU und SPD noch festgelegt, den Einbau neuer Ölheizungen ab 2026 stark einzuschränken. Die Ampel-Koalition wollte die Regelung verschärfen, verschob die Vorgabe dann nach massiver Kritik aber. Die zur Zeit geltende Regelung besagt, dass künftig mindestens 65 Prozent erneuerbare Energie für neue Anlagen genutzt werden muss. In kleineren Gemeinden ohne Wärmeplanung gilt als Stichtag der 30. Juni 2028.

Betrieb bis 2044?

Die neue Bundesregierung hat nun im Koalitionsvertrag angekündigt, das Gebäudeenergiegesetz abzuschaffen. Was stattdessen kommt, ist offen. Am Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 wollen CDU und SPD festhalten. Dann könnte dann auch der Betrieb von Ölheizungen gänzlich verboten werden. In Schleswig-Holstein hat sich die Landesregierung das Ziel der vorgezogenen Klimaneutralität im Jahr 2040 gesetzt. Im Energiewende- und Klimaschutzgesetz (EWKG) des Landes finden sich allerdings keine Regelungen zur Stilllegung von Heizungsanlagen.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 19.05.2025 | 08:00 Uhr