Schüler stehen an einer Tafel und stimmen bei der Umbenennung ihrer Schule ab.

Schleswig-Holstein Emil-Nolde-Schule Bargteheide hat neuen Schulnamen gewählt

Stand: 16.06.2025 18:17 Uhr

Die Emil-Nolde-Schule Bargteheide legt ihren Namen ab. Der Grund: Nolde war nach Auffassung von Historikern Antisemit. Kinder, Eltern und das Schulkollegium haben einen neuen Namen gewählt: Grundschule Brektehegel.

Von Corinna Below

Schülerinnen und Schüler, Eltern und das gesamte Schulkollegium haben gewählt und der neue Name für ihre Schule in Bargteheide steht nun fest: Grundschule Brektehegel. Die Umbenennung fand statt, weil der bisherige Namensgeber Emil Nolde "bekennender Antisemit und Nationalsozialist" war, so Schulleiterin Andrea Aust. 

Im Jahre 1314 wurde Bargteheide erstmals als Brektehegel erwähnt. Die neun Jahre alte Mara erklärt, warum dieser Name so haushoch gewonnen hat: "Weil das eben ein ganz alter Name ist von unserem alten Bargteheide."

Fünf Namen standen zur Auswahl für die Schule in Bargteheide

Zur Auswahl standen vier weitere Namen, die die Schülerinnen und Schüler in einer Projektwoche ermittelt hatten: "Grundschule Op de Wurth" war der Favorit beim Schulkollegium. Die Lehrkräfte konnten sich aber nicht gegen das Votum der Eltern und das der Kinder durchsetzen. Außerdem standen die Namen "Grundschule am Schulzentrum", "Grundschule Bornberg" und "Grundschule Angerdorf" zur Auswahl. Das Ziel war es laut Schulleitung, einen Namen zu finden, der geografisch und/oder historisch etwas mit der Schule zu tun hat.

Ein Schild mit dem Schriftzug "Emil-Nolde-Schule" hängt an einem Schulgebäude.

Bis die Stadtvertretung den neuen Namen abgesegnet hat, heißt die Schule weiterhin Emil-Nolde-Schule.

Emil Nolde taugt für die Schule nicht mehr als Namensgeber

Seit das NDR Schleswig-Holstein Magazin und andere Medien 2017 über neue Forschungen zu Emil Noldes Nähe zum Nationalsozialismus berichtet hatten, beschäftigte sich Schulleiterin Andrea Aust mit ihrem Team intensiv mit den neuen Erkenntnissen. Sie stellten sich die Frage: Sollen wir die Schule umbenennen oder nicht? Seit 2018 thematisieren die Lehrkräfte in einer regelmäßigen Projektwoche mit den Kindern, dass Emil Nolde nicht nur ein großer Künstler war, dessen expressionistisches Werk in der Zeit des Nationalsozialismus als entartet galt. Die Kinder der 3. und 4. Klassen lernen auch, dass Nolde gleichzeitig Antisemit, Rassist und Nationalist war, so Aust.

Eine Frau steht auf einer Treppe und blickt nach unten in die Kamera.

Schulleiterin Andrea Aust hat sich für die Schulumbenennung eingesetzt.

Nolde war bereits früh begeistert vom Nationalsozialismus. So schrieb er beispielsweise 1933 an einen Freund: "Der Führer ist groß und edel in seinen Bestrebungen und ein genialer Tatenmensch." Professor Uwe Danker von der Uni Flensburg hat zu Nolde geforscht. Er sagt: "Zwischen Emil Nolde und der NS-Ideologie gab es keinen Platz für eine Rasierklinge." Schon 1934 trat Nolde demnach der Arbeitsgemeinschaft der Nationalsozialisten Nord-Schleswigs bei. Er habe dazugehören wollen, sich um die Aufnahme in Alfred Rosenbergs Kampfbund für die Deutsche Kultur bemüht. 1934 veröffentlichte er eine Autobiografie mit dem Titel "Jahre der Kämpfe", nach Auffassung von Historikern gespickt mit Antisemitismus und in völkisch-germanischem Tonfall.

Am Tag der Namenswahl in Bargteheide sitzen ein paar Kinder zusammen und diskutieren. Emmy, neun Jahre alt, sagt: "Die Nazis fanden Emil-Noldes Kunst nicht gut." Anton, auch neun Jahre alt, ergänzt: "Das hat ihn auch selbst schwer betroffen, aber das hat ihn nicht davon abgehalten, zu den Nazis zu stehen." Und die zehn Jahre alte Alma bringt es für alle auf den Punkt: "Das ist halt doof, weil die Schule würde dann nach einem Nazi-Anhänger heißen. Und das wäre nicht gut."

Nolde-Büste soll nun durch kritische Ausstellung ergänzt werden

Zusätzlich zur Umbenennung, so Aust, wird die Schule in den kommenden Monaten eine kleine Ausstellung zu Emil Nolde konzipieren, in Zusammenarbeit mit Fachleuten der Nolde Stiftung in Seebüll. "Wir nutzen die Geschichte also, damit auch unsere zukünftigen Schülerinnen und Schüler eine Chance haben, Nolde als Künstler und Mensch kennenzulernen und sich kritisch mit ihm auseinanderzusetzen."

Der Namensänderung muss nun noch die Stadtverwaltung in Bargteheide zustimmen.

Eine Büste von Emil Nolde

Diese Nolde-Büste schuf der Künstler Erwin Scharff in den 1960er-Jahren. Seit 1971 steht sie in der Schule in Bargteheide.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 12.06.2025 | 19:30 Uhr