Skischule Lausche

Sachsen-Anhalt Nach Kritik an Bildungsministerin Feußner: Skikurse an Schulen weiter möglich

Stand: 10.06.2025 18:10 Uhr

Schulen in Sachsen-Anhalt dürfen weiter Skikurse als Teil des Unterrichts anbieten. Damit endet ein parteiinterner Streit in der CDU. Zuvor gab es Kritik an Bildungsministerin Feußner, der Alleingänge vorgeworfen wurden.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Die CDU hat einen parteiinternen Streit beigelegt: Skikurse für Schülerinnen und Schülern sollen in Sachsen-Anhalt auch künftig möglich sein. Ein entsprechender Erlass bleibe in Kraft, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nach der Fraktionssitzung der Christdemokraten am Dienstag in Magdeburg.

Kritik an Feußner: Haseloff bittet zum Gespräch

Nach massiver Kritik aus der CDU-Landtagsfraktion an Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) hatte Haseloff zu einem Gespräch eingeladen. Haseloff habe am Donnerstagmorgen mit den Beteiligten telefoniert, sagte Regierungssprecher Matthias Schuppe.

Reiner Haseloff (CDU, l), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, spricht während einer Pressekonferenz

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat die Beteiligten zum Gespräch gebeten. (Archivbild)

Sowohl Bildungsministerin Eva Feußner als auch CDU-Landeschef Sven Schulze und der bildungspolitische Sprecher Carsten Borchert wollten sich nach dem zweistündigen Termin am Dienstag jedoch nicht zu den Ergebnissen äußern.

Verbot für Skikurse: Reisekosten zu hoch

Zuvor hatte Feußners Entscheidung, Skikurse als möglichen Teil des Sportunterrichts in Sachsen-Anhalt abzuschaffen, massive Kritik ausgelöst. Zur Begründung sagte Feußner MDR SACHSEN-ANHALT, die Skikurse seien sehr ressourcen-intensiv und hätten viel mit Unterrichtsausfall zu tun.

Feußner verwies außerdem auf eine mögliche soziale Benachteiligung. So könnten sich die Kurse nur eine gewisse Anzahl von Schülerinnen und Schülern leisten.

Zuerst hatte die "Mitteldeutsche Zeitung" über das Thema berichtet. Demnach führte das Bildungsministerium für den Schritt finanzielle, personelle und organisatorische Gründe an.

So habe das Land im vergangenen Jahr 200.000 Euro für Reisekosten von Lehrerinnen und Lehrern gezahlt. Dieses Geld solle künftig anders verwendet werden, etwa für die Qualifizierung von Seiteneinsteigern. Es sei das Ziel, dass sich die Schulen auf den Kern-Unterricht konzentrieren und so wenig Unterricht wie möglich ausfalle, sagte ein Ministeriumssprecher.

Zudem könnten sich die Eltern, die über weniger Geld verfügten, die bis zu 500 Euro teuren Skikurse oft nicht leisten. Das wiederum erschwere die soziale Teilhabe ihrer Kinder.

CDU-Politiker Borchert: Schulen und Fach-Konferenzen sollten entscheiden

Die Entscheidung hatte für heftige Kritik gesorgt – auch innerhalb der CDU. Der CDU-Landtagsabgeordnete Carsten Borchert sagte MDR SACHSEN-ANHALT, Lehrpläne hätten Stoffgebiete, die die Lehrer dann zu erfüllen hätten. Die Umsetzung von dem, was im Lehrplan stehe, solle man den Schulen und den Fach-Konferenzen überlassen. Borchert erklärte weiter, er sehe es nicht so, dass das Ministerium entscheiden könne, welche Inhalte nicht mehr unterrichtet würden – dann hätten diese ja nicht in den Lehrplänen stehen dürfen.

Carsten Borchert im Landtag von Sachsen-Anhalt

Der CDU-Landtagsabgeordnete Carsten Borchert

Die Deutsche Presse-Agentur hatte berichtet, dass viele CDU-Landtagsabgeordnete derlei Neuregelungen als Alleingänge Feußners sehen und Abstimmungen vermissen würden. Es rumore ganz schön, hieß es. Zuletzt hatte die Fraktion bereits Feußners Plan zur Erhöhung der Mindestschülerzahlen an Schulen in Halle, Magdeburg und Dessau-Roßlau, einkassiert.

Kritik von Junger Union und SPD

Auch die Junge Union (JU) kritisierte die Pläne, die Ski-Kompaktkurse abschaffen zu wollen. Geographisch bedingt seien die Skikurse für viele Jugendliche in Sachsen-Anhalt der erste und einzige Kontakt mit Wintersportarten. Sie bilden damit eine wichtige Ergänzung zum regulären Schulsport. Die JU sprach sich für die Eigenverantwortung der Schulen aus. Ob und wie Skikurse durchgeführt werden, müsse im Zusammenspiel mit Eltern, Schülern und Lehrkräften entschieden werden können.

In einer Welt, in der Lehrkräfte jeden Tag mehr leisten müssen [...] wirkt dieser Erlass wie eine Stinkbombe in alle Lehrerzimmer des Landes. Mehr Demotivation geht kaum. Andreas Schmidt, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion |

Der Koalitionspartner SPD hatte vergangene Woche eine Rücknahme des Erlasses gefordert. Der finanzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Andreas Schmidt, sagte, der "nicht abgestimmte Eingriff" in die Freiheit der Schulen, ihren Unterricht zu gestalten, sei sachlich unsinnig, haushälterisch nicht begründbar und gehe von falschen Annahmen aus. "In einer Welt, in der Lehrkräfte jeden Tag mehr leisten müssen – Probleme lösen, Unterschiede ausgleichen, Überstunden machen – wirkt dieser Erlass wie eine Stinkbombe in alle Lehrerzimmer des Landes. Mehr Demotivation geht kaum."

Linken-Politiker Lippmann: "Chaotische Geschichte"

Der Linken-Politiker Thomas Lippmann hatte von einer "chaotischen Geschichte" gesprochen, die ein bisschen nach Torschlusspanik aussehe. Es sei ein wirklich großer Verlust, wenn die Ski-Kompaktkurse nicht mehr stattfinden könnten, sagte er MDR SACHSEN-ANHALT in der vergangenen Woche.

Lippmann betonte, am Geld könne es im Prinzip nicht liegen, da es beschlossene Haushalte gebe.

Landeselternrat: Skikurse sind wichtiges Gemeinschafts-Erlebnis

Der Landeselternrat in Sachsen-Anhalt hatte den Schritt ebenfalls kritisiert. Der Vorsitzende Matthias Rose sagte MDR SACHSEN-ANHALT, es gehe nicht nur darum, Skifahren zu lernen – solche Fahrten seien vor allem ein wichtiges Gemeinschafts-Erlebnis, das Schulen gerade in der aktuellen Lage dringend bräuchten.

Rose sprach von einem "Highlight" für viele Schülerinnen und Schüler. In einer Zeit mit viel Unterrichtsausfall und einem aus seiner Sicht brüchigen Erziehungs-Auftrag der Schulen sei es "brisant", ausgerechnet solche verbindenden Elemente zu streichen oder gar zu verbieten.

Das sagen Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter zum Thema

Auf Social Media wird die Abschaffung der Skikurse im Sportunterricht stark kommentiert. Die meisten Nutzerinnen und Nutzer äußern sich unter dem Instagram-Post von MDR SACHSEN-ANHALT kritisch dazu:

So schreibt etwa Susonne13: "Vielleicht sind als nächstes die Klassenfahrten dran. Kann ja nicht sein, dass Schüler und Lehrer während der Schulzeit "Urlaub" machen. Das Konzept dieser Veranstaltungen wird offenbar nicht verstanden. UND: Ich frage mich ernsthaft, ob dieses Thema ernsthaft das ist, das das Ministerium jetzt so arg beschäftigen sollte."

metel_mania meint: "Bildung findet nicht nur in einem kleinen Klassenraum statt. Es gibt viele Gründe, die für außerschulische Veranstaltungen und Fahrten sprechen. Sozialkompetenz und das echte Miteinandersein, nicht nur kurz in den Pausen, bildet auf ganz anderen Ebenen. Es ist pädagogisch gesehen eine völlig falsche Entscheidung auf dem Rücken der Bildung unserer Schülerinnen und Schüler."

Lieschenradieschen82 sagt: "Für viele Kinder war es oft die einzige Möglichkeit mal einen Skiurlaub zu erleben, oft auch für sozial schwache Familien mit beantragtem Zuschuss. Schade, wirklich schade."

Einige Nutzende finden es aber auch gut, dass die Skikurse entfallen:

mavi_uh schreibt zum Thema: "Die Kosten, die das Ministerium einspart, betreffen ausschließlich die für die mitfahrenden und ggf. vertretenden Lehrkräfte. Die Schüler bzw. deren Eltern zahlen für sich selbst. Und genau das kann eben nicht jeder und dann können Kinder nicht mit und sind benachteiligt! Über die Probleme mit der Vertretung und dem Stundenausfall sprechen wir erst gar nicht! Skifahren ist nunmal nichts elementares! Wenn Eltern das wollen, können sie es doch organisieren, in den Ferien!"

Und outdoor_aktiv meint: "Ob Ski-, Surfkurs oder Sprachreise… alles bezahlter Unterrichtsausfall und fehl am Platz. Wer von den Schülern fährt denn seit dem regelmäßig Ski oder surft jetzt? Wem von den Schülern hat denn der Sprachaustausch was gebracht? Zusammenhalt in der Klasse und gemeinsame Freizeit kann man auch ohne teure Kurse auf Klassenfahrt zelebrieren. Den Kindern sollten lieber Dinge beigebracht werden, die sie später im Leben auch brauchen."

dpa, MDR (Martin Nass, Lars Frohmüller, Alisa Sonntag, Felix Fahnert) | Erstmals veröffentlicht am 04.06.2025