Markus Kurze im Landtag von Sachsen-Anhalt.

Sachsen-Anhalt Nach Vorwürfen wegen sexueller Belästigung: CDU-Politiker Markus Kurze tritt zurück

Stand: 16.06.2025 18:39 Uhr

Markus Kurze ist als parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt zurückgetreten. Kurze soll am Donnerstagabend eine Frau sexuell bedrängt haben. FDP, SPD, Grüne und Linke fordern eine schnelle Aufklärung und Konsequenzen. Ähnlich äußert sich der Landesfrauenrat.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Markus Kurze ist als parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt zurückgetreten. Das teilte die CDU-Fraktion am Samstag mit. Hintergrund ist nach Informationen von MDR-SACHSEN-ANHALT der Vorwurf der sexuellen Belästigung. Darüber hatte zunächst die Volksstimme berichtet.

Sommerfest im Landtag: Kurze soll eine Frau bedrängt haben

Kurze soll bei einem parlamentarischen Empfang am Donnerstagabend eine Frau sexuell bedrängt haben. "Am Abend des Sommerfestes im Landtag habe ich die Situation offensichtlich falsch eingeschätzt. Dass ich die Gefühle der betroffenen Frau verletzt habe, tut mir aufrichtig leid. Ich werde Sie um eine persönliche Entschuldigung bitten", erklärte Kurze in einer Mitteilung der CDU-Fraktion.

Durch die Umstände sehe er die enge Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen im Parlament – also die Basis seiner Arbeit als parlamentarischer Geschäftsführer – beeinträchtigt, heißt es in der Mitteilung weiter.

SPD fordert Aufklärung, FDP und Grüne Konsequenzen

Auch Guido Heuer, Fraktionsvorsitzender der CDU Sachsen-Anhalt, äußerte sich: "Die Vorwürfe gegen Markus Kurze wiegen schwer und deshalb nehme ich seine Entscheidung mit Respekt zur Kenntnis."

Andere Fraktionen im Landtag reagierten mit scharfer Kritik: Linken-Fraktionschefin Eva von Angern nannte das Verhalten "ekelhaft und inakzeptabel". Auch SPD-Fraktionschefin Katja Pähle sprach von "schwerwiegenden Vorwürfen" und forderte eine zügige Aufklärung. Grünen-Fraktionsvorsitzende Cornelia Lüddemann betonte, sexuelle Belästigung sei traumatisierend und müsse Konsequenzen haben.

Die Grüne Landtagsfraktion forderte eine unabhängige Ombudsstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt, verbindliche Sensibilisierungstrainings für Abgeordnete, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie einen öffentlichen Verhaltenskodex für politische Veranstaltungen.

"Solche Verhaltensweisen dürfen nicht geduldet werden und müssen für die Täter Konsequenzen haben", sagte auch Robert Richter, der Sprecher der FDP-Fraktion. Richter sprach von übergriffigem Verhalten und schweren Vorwürfen. Der Vorfall müsse zügig und umfassend aufgeklärt werden.

Landesfrauenrat: Betroffene brauchen konkrete Schutzmechanismen

Der Landesfrauenrat und das Landesnetzwerk Migrantenorganisation Sachsen-Anhalt forderten Kurze auf, sämtliche politische Ämter niederzulegen. Kurzes Verhalten sei unvereinbar mit einem Amt, das Verantwortung für andere trage, sagte die Grünen-Politikerin und Vorsitzende des Landesfrauenrats, Michelle Angeli.

"Wer sich so verhält, zeigt nicht nur mangelnden Respekt gegenüber der betroffenen Frau, sondern auch gegenüber allen, die sich in politischen Räumen sicher fühlen müssen – unabhängig von Geschlecht, Position oder Abhängigkeit." Der Vorfall müsse Anlass für "politische Selbstreflexion und strukturelle Konsequenzen" sein, so Angeli weiter. Es brauche konkrete Schutzmechanismen.

Kurze auch Kreistags- und Stadtratsvorsitzender im Jerichower Land

Markus Kurze ist seit 2002 Mitglied im Landtag von Sachsen-Anhalt. Seit 1999 ist er zudem Mitglied des Kreistags Jerichower Land und seit 2024 dessen Vorsitzender. Darüber hinaus ist er unter anderem Vorsitzender des Stadtrates in Burg.

dpa, MDR (Lars Frohmüller, Cynthia Seidel) | Erstmals veröffentlicht am 14. Juni 2025