Der Wunschwürfel war von allen Seiten beklebt mit Wünschen der Jugendlichen

Sachsen-Anhalt Jugendforum in Beetzendorf: Ein Ort für Kritik und gegen Vandalismus

Stand: 15.06.2025 18:00 Uhr

Nach der Zerstörung an der Freilichtbühne in Beetzdorf hat der 17-jährige Florian Feldmann eine Idee: Ein Jugendforum. Dort sollen Wünsche, Kritik und Ideen junger Menschen ernst genommen werden, um Vandalismus aus Langeweile in Zukunft zu verhindern.

Von Carina Emig, MDR SACHSEN-ANHALT

Es ist einer dieser frühen Sommernachmittage, an denen sich Beetzendorf im Altmarkkreis Salzwedel von seiner besten Seite zeigt. Alte Bäume spenden Schatten, auf der Wiese surren Insekten. Vor der Burgruine stehen Holzbänke, die auf die steinernen Sitzreihen der Freilichtbühne gestellt wurden – wie bei Konzerten oder Kinoabenden, die hier regelmäßig stattfinden. Doch diesmal ist es keine Veranstaltung mit Band oder Leinwand, sondern eine mit Worten. Und mit Haltung.

Florian Feldmann hat das Jugendforum mit Hilfe der Gemeinde Beetzendorfer initiiert und auch organisiert

Florian Feldmann hat das Jugendforum mit Hilfe der Gemeinde Beetzendorfer initiiert und auch organisiert.

Den Anfang macht der 17-jährige Florian Feldmann – ruhig, aber mit spürbarer Überzeugung. In seiner Eröffnungsrede richtet er sich an die Jugendlichen vor ihm: „Unsere Meinung muss zählen. Wir sind da. Wir haben eine Stimme. Und wir wollen mitentscheiden – über unseren Ort, über unsere Zukunft."

Vandalismus an der Freilichtbühne in Beetzendorf

Zwischen den Sitzreihen und der Bühne liegt der Orchestergraben – ein halbrunder Mauerbogen aus Sandstein. Genau hier fehlen mehrere Platten. Zerbrochen, zerschlagen, ein stummer Zeuge einer Nacht voller mutwilliger Zerstörung. Zwischen dem 14. und 15. April haben Unbekannte hier gewütet. Der Schaden ist noch sichtbar. Die Täter – bis heute nicht gefunden.

Der 17-jährige Florian Feldmann zeigt uns die Schäden der Vandalismusaktion

Der 17-jährige Florian Feldmann zeigt uns die Schäden der Vandalismusaktion

Doch an diesem Tag geht es nicht nur um die Zerstörung. Sondern um das, was danach kam. Und das, was daraus entstehen kann. Feldmann hat sich nach dem Vorfall an die Gemeinde gewandt, seine Hilfe angeboten – und wurde aktiv. Gemeinsam mit Bürgermeister Enrico Lehnemann lud er zu einem Jugendforum ein. Dorthin, wo der Schaden sichtbar ist. Und wo Begegnung möglich wird.

Ich konnte das einfach nicht mehr mit ansehen. Und ich wollte, dass wir ins Gespräch kommen – offen, ehrlich, gemeinsam Florian Feldmann, Organisator der Jugendforums |

"Ich konnte das einfach nicht mehr mit ansehen. Und ich wollte, dass wir ins Gespräch kommen – offen, ehrlich, gemeinsam", sagt Feldmann. Was dann geschah, hätte er selbst nicht erwartet: Rund 30 Jugendliche, Erwachsene, Gemeinderatsmitglieder und interessierte Bürgerinnen und Bürger kommen an diesem Nachmittag zusammen. Dass es ihm dabei nicht um Protest, sondern um Beteiligung geht, macht Feldmann gleich zu Beginn des Forums deutlich. In seiner Begrüßungsrede erinnert er an den offenen Brief, den er Mitte April an die Lokalzeitungen und den Bürgermeister geschickt hatte – aus Wut über die Zerstörung, aber auch aus dem Wunsch heraus, Verantwortung zu übernehmen.

Jugendforum in Beetzendorf – Raum für Mitbestimmung

"Ich wollte etwas tun – nicht gegen Jugendliche, sondern für uns alle. Für Respekt. Für Mitbestimmung", erklärt Feldmann. Dass er nicht nur redet, sondern macht, zeigt sich auch an einem ganz konkreten Vorschlag: eine Jugendvertretung für Beetzendorf – vielleicht sogar ein Jugendbürgermeister, der die Interessen junger Menschen sichtbar in die Kommunalpolitik einbringt. Eine Idee, die beim Forum spürbare Zustimmung findet.

 Jugendliche, Gemeinderatsvertreter, die Pfarrerin, Bürger, Interessierte und das Jugendförderungszentrum Gardelegen sind beim Jugendforum dabei.

Jugendliche, Gemeinderatsvertreter, die Pfarrerin, Bürger, Interessierte und das Jugendförderungszentrum Gardelegen sind beim Jugendforum dabei.

Zwei Stunden lang wird anschließend diskutiert: Was fehlt in Beetzendorf? Was wünschen sich Jugendliche? Welche Orte, Angebote oder Aktivitäten braucht es, um sich hier zuhause zu fühlen? Da ist von einem Kinoabend die Rede, von einem Kraftsportraum, einem Fußballkäfig, Treffpunkten ohne Konsumzwang. Manche Ideen sind ambitioniert, andere sofort umsetzbar. Wichtig ist: Es wird geredet. Nicht über die Jugendlichen – sondern mit ihnen.

Mit so viel Engagement vor Ort können wir richtig was bewegen. Monique Grothe, Jugendförderungszentrum Gardelegen |

Monique Grothe vom Jugendförderungszentrum Gardelegen (JFZ) ist beeindruckt. "Florian wollte, dass die Jugendlichen selbst etwas auf die Beine stellen. Mit so viel Engagement vor Ort können wir richtig was bewegen."

Gemeinderat will Vorschläge der Jugendlichen diskutieren

Auch mehrere Mitglieder des Gemeinderats haben sich am Jugendforum beteiligt. Sie wollen die Ergebnisse in die nächste Gemeinderatssitzung einbringen und öffentlich präsentieren. Auf Stellwänden wurden Wünsche, Prioritäten und Ideen festgehalten – sichtbar, greifbar, weiterentwickelbar.

Wir wollen nicht einfach Angebote machen, von denen wir glauben, dass sie passen. Wir wollen wissen, was wirklich gebraucht wird Enrico Lehnemann, Bürgermeister von Beetzendorf |

"Wir wollen nicht einfach Angebote machen, von denen wir glauben, dass sie passen. Wir wollen wissen, was wirklich gebraucht wird", sagt Beetzendorfs Bürgermeister Enrico Lehnemann. Dass jetzt konkrete Vorschläge aus der Mitte der Jugendlichen kommen, wird als starkes Zeichen gewertet. Für Florian ist klar: Das Jugendforum soll kein Einzelereignis bleiben. "Ich will, dass das hier nicht bei einem Treffen bleibt – wir müssen dranbleiben."

MDR (Carina Emig, Cynthia Seidel)