
Rheinland-Pfalz Ludwigshafen: Wie ist der Job als Reinigungskraft?
Körperlich anstrengend ist der Beruf. Es gibt wenig Schlaf und schwere Eimer zu schleppen. Die Bezahlung ist gering. Wie der Arbeitsalltag aussieht und was die Gewerkschaft fordert.
Gelbe Gummihandschuhe, ein Eimer Wasser, Kehrblech mit Besen, der Bodenwischer bereit: Das ist ihr Handwerkszeug, mit dem sich Sabine Hammann mit routinierten Bewegungen durch das Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses in Ludwigshafen arbeitet – von ganz oben bis ganz unten. Seit über 30 Jahren ist sie bei der Gebäudereinigung beschäftigt. "Es ist ein dankbarer Beruf, wenn man das Vorher-Nachher sieht", sagt sie.
Durch Zufall zur Gebäudereinigung
Ihr Traumberuf war eigentlich Erzieherin. "Aber ich konnte es mir nicht leisten, drei Jahre Ausbildung zu machen, ohne etwas zu verdienen", erzählt die heute 53-Jährige. So kam sie durch Zufall zur Gebäudereinigung. Seit über 30 Jahre arbeitet sie nun schon bei einer Reinigungsfirma in Ludwigshafen. Ein so langer Zeitraum ist in dieser Branche alles andere als selbstverständlich. Befristete Verträge sind weit verbreitet.

Sabine Hammann aus Ludwigshafen arbeitet seit vielen Jahren als Reinigungskraft.
14,25 Euro pro Stunde
Hammann verdient 14,25 Euro die Stunde – tariflich geregelt. Ab 2026 sollen es 15 Euro sein. Doch Sabine Hammann kämpft mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten. Einen Inflationsausgleich oder Coronabonus habe es nicht gegeben. "Es hat sich so ziemlich alles verdoppelt und man kommt einfach mit dem Geld nicht mehr klar", sagt sie, "das find ich halt sehr schade, dass man da 40 Stunden arbeitet in der Woche und noch zusätzlich vielleicht sogar noch einen Nebenjob sich anschaffen muss, um etwas besser leben zu können." Sie kenne auch Kolleginnen, die jeden Monat im Minus sind.
Reinigungskraft aus Ludwigshafen: Ein körperlich anstrengender Beruf
Sabine Hammann ist zufrieden mit ihrem Arbeitgeber. Viele Kolleginnen und Kollegen in der Branche hätten mit deutlich schlechteren Bedingungen zu kämpfen. Vor allem mit den Arbeitszeiten: Die sind häufig geteilt, das heißt man arbeitet früh morgens einige Stunden und dann nochmal spät am Abend weitere Stunden. Da bliebe häufig nicht genug Zeit für ausreichend Schlaf.
Auch sonst ist der Beruf körperlich anstrengend: Immer wieder bücken, Eimer schleppen, viele Treppen steigen und bei Grundreinigungen auch schwere Maschinen bewegen. Das könne im Alter oder bei einer Erkrankung schnell zu einer großen Herausforderung werden.
Mein Arzt hat mich für verrückt erklärt. Sabine Hammann, Reinigungskraft aus Ludwigshafen
Vor 13 Jahren erlitt Sabine Hammann einen Schlaganfall. Bis heute leidet sie noch an Sprachfindungsstörungen und auch leichten körperlichen Symptomen. Nach sieben Wochen ging sie damals schon wieder arbeiten. "Mein Arzt hat mich für verrückt erklärt", gibt sie zu. Finanziell wurde es aber eng bei ihr und ihrem Mann, der im Einzelhandel arbeitet. Man dürfe eben nicht krank werden in dem Beruf.

Eimer schleppen, viele Treppen steigen, immer wieder bücken: Der Job der Reinigungskraft ist körperlich anstrengend.
Wunsch nach mehr Wertschätzung für Reinigungskräfte
Sie wünscht sich, dass ihre Arbeit mehr wertgeschätzt wird. Mal eine Tasse Kaffee oder ein ehrliches Dankeschön bekommen. Dann freut sie sich: "Was das mit einem macht." Die Dankbarkeit, die sie von ihren Kunden spürt, sei das Schönste an ihrem Job. Natürlich gebe es auch das genaue Gegenteil: Kunden die Toiletten in einem extrem verschmutzen Zustand hinterlassen oder sie nur als "die Putze" sehen.
Gebäudereinigung: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
Die Gewerkschaft der Branche, die IG Bauen-Agrar-Umwelt, fordert anlässlich des Internationalen Tags der Gebäudereinigung mehr Wertschätzung und eine höhere Entlohnung. Sollte tatsächlich ein gesetzlicher Mindestlohn von 15 Euro kommen, müsste dafür gesorgt werden, dass die Gehälter in der Gebäudereinigung steigen und klar über dem Mindestlohn liegen, so Gewerkschaftssekretär Malte Pertzsch.
Außerdem fordert die Gewerkschaft ein dreizehntes Monatseinkommen, was in vielen Branchen üblich sei, aber nicht in der Gebäudereinigung. Er wünscht sich außerdem mehr Sichtbarkeit und Anerkennung für die Arbeit von Reinigungskräften in der Gesellschaft insgesamt.