
Nordrhein-Westfalen NRW tritt bei Fahrradklimatest auf der Stelle: Note "ausreichend"
Nordrhein-Westfalen schneidet auch in der aktuellen Ausgabe des Fahrradklimatests mäßig ab. Erneut schreiben die Radfahrenden NRW ein Ausreichend ins Zeugnis für die Fahrradfreundlichkeit.
Der Notenschnitt für die 254 NRW-Kommunen, die es in die Auswertung geschafft haben, hat sich nur minimal verbessert: von 3,93 beim Fahrradklimatest vor zwei Jahren, zu jetzt 3,88. Das sei zu wenig für die Ansprüche des Landes, findet die NRW-Vorsitzende des ADFC Susanne Niemann:
NRW hat seit 2022 ein eigenes Fahrradgesetz und möchte Fahrradland Nummer eins werden. Die Ergebnisse des Fahrradklimatests zeigen, dass dieses Ziel aber noch lange nicht erreicht ist.
Susanne Niemann, Landesvorsitzende ADFC NRW
Schmale Radwege sind ein Hauptkritikpunkt
Die Teilnehmenden bemängeln vor allem zu schmale Radwege, schlechte Ampelschaltungen, dass Falschparker auf Radwegen zu selten kontrolliert würden und sie finden, dass sie das Fahrrad nicht gut in Bus oder Bahn mitnehmen können. Positiv bewerten sie hingegen, dass die Innenstädte gut mit dem Rad erreichbar seien und viele Einbahnstraßen für Fahrräder in die Gegenrichtung geöffnet wurden.
Die Spannweite der Bewertungen bleibt in NRW so groß, wie in keinem anderen deutschen Bundesland. Diesmal liegen gleich die drei fahrradfreundlichsten Orte im Münsterland: Wettringen im Kreis Steinfurt (Note 1,55), Reken im Kreis Borken (1,63) und Olfen im Kreis Coesfeld (2,40).
Wettringen ist Deutschlands fahrradfreundlichster Ort
Klassenprimus Wettringen und das zweitplatzierte Reken haben dabei nicht nur hervorragende Noten von den Teilnehmenden bekommen, sondern ihre Bewertung auch noch deutlich verbessert: Reken um eine Viertelnote und damit so deutlich wie kein anderer Ort in Deutschland.
Mit Münster (2,97) - erster in der Stadtkategorie ab 200.000 Einwohner - sowie Bocholt - Dritter bei den Städten zwischen 50.000 und 100.000 Einwohner - sowie Meckenheim - Zweiter unter den Städten - haben es immerhin noch drei weitere Orte aus NRW aufs Treppchen in ihrer jeweiligen Größenkategorie geschafft.
Viele NRW-Städte mit schlechten Noten
Aber in NRW liegen auch eine ganze Reihe der Orte, die besonders schlechte Noten einfahren. Um eine Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Orten zu ermöglichen, teilt der ADFC sie nach Einwohnerzahl in sechs Größenklassen ein. In vier davon liegen Städte aus NRW auf den letzten Plätzen.
Duisburg (4,46), Krefeld (4,41), Hagen (4,64) und Lüdenscheid (4,94) landen in ihrer jeweiligen Größenkategorie deutschlandweit auf dem letzten Platz. Immerhin hat Lüdenscheid sich leicht verbessert und die rote Laterne als fahrradunfreundlichster Ort Deutschlands knapp an Harth-Pöllnitz in Thüringen weitergereicht.
Radfahrer in NRW-Großstädten nach wie vor unzufrieden
Vor allem für die größeren Städte in NRW sind die Ergebnisse eher bescheiden. Auch Köln (4,19), Dortmund (4,30) und Essen (4,33) landen weit hinten, Düsseldorf schneidet noch am besten ab, erreicht aber auch nur ein Ausreichend (4,17).
Dabei hat sich in einigen Städten durchaus etwas getan, auch in Regionen, die sonst nicht als besonders fahrradfreundlich gelten, wie das Ruhrgebiet. Da haben sich zum Beispiel Witten und Bochum mit aktiver Radverkehrsförderung deutlich verbessert, auch Siegen und Reinbach gehören zu den Aufsteigern aus NRW.
Susanne Niemann vom ADFC appelliert an die Städte jetzt nicht nachzulassen: "Der ADFC-Fahrradklima-Test zeigt, dass die Fahrradfreundlichkeit von NRW noch ausbaufähig ist. Langfristig kann man das vor allem durch ein flächendeckendes, durchgängiges und damit sicheres Radwegenetz verbessern." Aber es müsse nicht immer ein neuer Radweg sein: "In manchen Orten helfen auch nicht-bauliche Maßnahmen wie zum Beispiel verstärkte Falschparkkontrollen oder ein zuverlässiger Winterdienst auf Radwegen."
Aachen schneidet beim Miteinander im Verkehr besonders gut ab
In einer Sonderbefragung des ADFC geht es dieses Mal um das Miteinander im Straßenverkehr. Dabei wurde zum Beispiel abgefragt, wie Radfahrende den Überholabstand von Autos empfinden, wie respektvoll der Umgang miteinander ist und ob es häufig zu Konflikten zwischen Radfahrern kommt.
Diese Sonderkategorie gewinnt Aachen. Die Note die die Aachener dem Miteinander mit Autofahrern, Fußgängern und anderen Radfahern geben ist mit 3,6 nicht außergewöhnlich gut, aber in keinem anderen Ort ist sie so viel besser als die Durchschnittsnote in der Gesamtbewertungen. Gerade in den meisten größeren Städten bewerten die Teilnehmer das Miteinander sogar schlechter, als die Infrastruktur.
Stadtteilergebnisse für Köln
Noch eins ist neu im aktuellen Fahrradklimatest: Der ADFC wertet erstmals Ergebnisse für einzelne Stadtbezirke in den fünf größten Deutschen Städten aus, also auch für Köln. Da schneiden die Innenstadt und Ehrenfeld am besten ab. Am schlechtesten bewerten die Teilnehmer den Radverkehr in Köln Kalk.
Quellen
- ADFC Fahrradklimatest
- Pressemitteilung des ADFC
Über dieses Thema berichten wir am 17.06.2025 auch in der Aktuellen Stunde.