
Niedersachsen Niedersachsen: In fast der Hälfte der Kommunen wird Grundwasser knapp
Laut einer Grundwasser-Studie des BUND wird in jedem zweiten Landkreis mehr Grundwasser entnommen als dort neu entsteht. In Niedersachsen wird ein Großteil des Grundwassers für die Trinkwassernutzung und die Landwirtschaft genutzt.
Die Gründe für die Grundwasserentnahmen seien regional unterschiedlich. Generell gilt Deutschland laut BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) nach wie vor als wasserreiches Land. Doch der Studie zufolge wird mittlerweile in 201 von 401 Kreisen das Grundwasser "übernutzt". Dadurch entstehe ein sogenannter Grundwasserstress. Besonders betroffen seien Regionen mit intensiver Landwirtschaft, viel Industrie oder einer hohen Bevölkerungsdichte.
94 Landkreise von akutem "Grundwasserstress" betroffen
Durch die Klimakrise werde das Problem zusätzlich verschärft, warnt der Umweltverband. Denn während Trockenheit und weniger Niederschlag den Grundwasserspiegel weiter sinken lassen würden, steige gleichzeitig der Verbrauch. 94 Landkreise in Deutschland seien bereits von akutem "Grundwasserstress" betroffen. Hier seien die Grundwasserstände in den letzten Jahren signifikant gesunken. Das meiste Grundwasser wird den Angaben zufolge für die Trinkwasserversorgung entnommen, aber auch nichtöffentliche Entnahmen im Bergbau, im verarbeitenden Gewerbe oder in der Landwirtschaft haben einen Einfluss auf den "Grundwasserstress".
Niedersachsen besonders betroffen
In Norddeutschland ist der Studie zufolge insbesondere Niedersachsen von Grundwasserknappheit betroffen. Hier herrsche in 21 von 45 Landkreisen "Grundwasserstress". Das entspricht einem Anteil von 47 Prozent. In den meisten Landkreisen mit "Wasserstress" wird Grundwasser vorrangig für die Trinkwasserversorgung verwendet. Doch auch die intensive landwirtschaftliche Bewässerung trägt zum "Wasserstress" bei. Im bundesweiten Vergleich werden in Niedersachsen die größten Wassermengen für die Landwirtschaft aufgewendet. Dafür wird dem Umweltverband zufolge ein beachtlicher Anteil aus dem Grundwasser entnommen. Dies betrifft laut BUND vor allem die Region Hannover und den Heidekreis in der Lüneburger Heide. Hier müssen landwirtschaftliche Flächen besonders intensiv bewässert werden. Der Grund: Die Böden in der Heide sind sehr sandig und können Wasser schlecht speichern.
Stahlindustrie trägt zum "Grundwasserstress" bei
Auch das verarbeitende Gewerbe wie die Metall- oder Chemieindustrie verbraucht große Mengen Wasser. So zum Beispiel die Stahlindustrie im Kreis Salzgitter: Dort werden große Mengen Grundwasser entnommen und hauptsächlich für nicht-öffentliche Zwecke genutzt. Auch in den Kreisen Gifhorn, Peine sowie Lüchow-Dannenberg überwiegt die gewerbliche Nutzung von Grundwasser. In Schleswig-Holstein trägt laut dem Umweltverband vor allem die Entnahme zur Trinkwasserversorgung zum "Wasserstress" bei. In Mecklenburg-Vorpommern weise vor allem der Landkreis Nordwestmecklenburg "Grundwasserstress" auf - dort sei vor allem die Erderhitzung treibende Kraft. Der Bedarf an Trinkwasser, wirtschaftliche Interessen und ein durch den Klimawandel veränderter Bedarf der Landwirtschaft könnten die Konkurrenz ums Wasser in Zukunft noch verstärken, so die Studie des BUND.
Landvolk: BUND dramatisiert die Situation
Kritik an der Studie gibt es derweil vom Landvolk. Landvolkpräsident Holger Hennies meint, der BUND dramatisiere die Situation. Immerhin würden die Entnahmen jetzt schon streng überwacht. Dennoch: Auch für die Landwirte sei Wasser das wichtigste Produktionsmittel. Deshalb müsse alles getan werden, um Wasser in den Böden zu halten, etwa durch sogenannte Rückhalteflächen. Die wollten Niedersachsens Landwirte auch bereitstellen.
Umweltminister: "Macht mir Sorgen"
Umweltminister Christian Meyer von den Grünen teilt hingegen die Bedenken der Umweltschützer. "Dieses Frühjahr war eines der trockensten und regenärmsten der letzten Jahrzehnte. Das macht mir Sorgen", so Meyer. Niedersachsen setze sich daher fortlaufend für einen sparsamen Umgang mit Wasser ein. Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) betont, dass Wassermangel zu den "größten Bedrohungen und Herausforderungen für unsere Land- und Ernährungswirtschaft" zähle. Nachhaltiges Wassermanagement werde immer wichtiger.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 16.06.2025 | 19:30 Uhr