
Mecklenburg-Vorpommern Gesundheitsminister: Kein Alkohol mehr für Kinder unter 16 Jahren
Bisher dürfen Jugendliche in Begleitung etwa der Eltern in der Öffentlichkeit Alkohol trinken. Auf Antrag von Mecklenburg-Vorpommern haben die Gesundheitsminister der Länder nun gefordert, das sogenannte "begleitete Trinken ab 14 Jahren" aus dem Jugendschutzgesetz zu streichen.
Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) hat bei ihrer Jahrestagung in Weimar eine klare Botschaft gesendet: Der Alkoholkonsum von Jugendlichen ist ein gesundheitliches Risiko - und muss gesetzlich stärker reglementiert werden. Auf Antrag von Mecklenburg-Vorpommern wurde mit großer Mehrheit beschlossen, den Bund aufzufordern, das "begleitete Trinken ab 14 Jahren" aus dem Jugendschutzgesetz zu streichen.
Ein veraltetes Signal an Jugendliche
In Vertretung von Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) nahm Staatssekretärin Sylvia Grimm für Mecklenburg-Vorpommern an der Konferenz teil. Für sie ist der Beschluss ein wichtiger Etappenerfolg: "Wir brauchen klare gesetzliche Regeln, die Kinder und Jugendliche schützen - und kein Signal, dass Trinken ab 14 in Ordnung ist, wenn die Eltern dabei sind." Die derzeitige Regelung verharmlost nach Ansicht der GMK den Alkoholkonsum und vermittelt Jugendlichen eine gefährliche gesellschaftliche Akzeptanz, die weitreichende gesundheitliche Folgen haben kann.
Alkoholkonsum sinkt, Rauschtrinken nimmt zu
Insgesamt ist der Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen in den vergangenen 20 Jahren allgemein zurückgegangen. Nach Angaben des Bundesinstituts für öffentliche Gesundheit trinken derzeit 6,9 Prozent der weiblichen und 12,4 der männlichen 12- bis 17-Jährigen regelmäßig, also mindestens einmal wöchentlich, Alkohol. Im Vergleich zum Jahr 2004 haben sich die Werte mehr als halbiert. Das erste Glas Alkohol tranken Jugendliche zwischen 12- und 25 Jahren laut der letzten Befragung im Jahr 2023 demnach im Schnitt mit 15,1 Jahren - also unterhalb der Altersgrenze von 16 Jahren, ab der Jugendliche selbst Bier, Sekt und Wein kaufen dürfen.
Früher Konsum - hohe Risiken
Die Auswirkungen von frühem Alkoholkonsum sind gravierend - das bestätigt auch Birgit Grämke, Geschäftsführerin der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen in MV. "Alle Studien zeigen: Je früher Jugendliche mit Alkohol in Berührung kommen, desto höher ist das Risiko, später eine Suchterkrankung zu entwickeln", erklärt Grämke. Sie warnt eindringlich vor den langfristigen Folgen: "Gerade bei 14-Jährigen, die sich in der Pubertät befinden, kann Alkohol die neurologische Entwicklung empfindlich stören. Das Gehirn wird in dieser Zeit neu strukturiert - da kann Alkohol bleibende Schäden verursachen."
Alkohol Hauptproblem in MV
Ein Blick in die Suchtberatungsstellen zeigt die Realität hinter den Zahlen: "2023 hatten wir acht Kinder in Behandlung, die jünger als 14 Jahre alt waren - bereits mit einer diagnostizierten Alkoholabhängigkeit. Im Alter zwischen 15 und 17 waren es 34", so Grämke. "Unser Hauptproblem ist ganz klar der Alkohol. Über 5.000 Menschen mit einer Alkoholproblematik - und davon haben über 4.000 bereits vor dem 14. Lebensjahr zum ersten Mal Alkohol getrunken."
Drese will Debatte anstoßen
Was allerdings seit der Corona-Pandemie wieder gestiegen ist, ist die 30-Tage-Prävalenz, das sogenannte Rauschtrinken. Im Jahr 2022 mussten demnach bundesweit etwa 11.500 Kinder und Jugendliche wegen übermäßigen Alkoholkonsums im Krankenhaus behandelt werden. Mecklenburg-Vorpommern läge allerdings deutlich über dem Bundesschnitt. Das Risiko, wegen zu viel Alkohols in die Klinik zu kommen, sei doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt, so Drese. Mit der Abschaffung des sogenannten "Begleiteten Trinkens" will Drese einerseits den Einstieg in den Konsum verzögern und andererseits eine Debatte über den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol anstoßen.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 12.06.2025 | 19:30 Uhr