
Hamburg Willemijn Verkaik: Musical-Star zwischen Broadway und Hamburg ist 50
Willemijn Verkaik gehört zu den Weltstars des Musicals. Ob Broadway oder Londoner Westend - sie hat vielen Rollen ihre einmalige Stimme geliehen. Am Montag hat die Wahl-Hamburgerin ihren 50. Geburtstag gefeiert.
"Der Unterschied zwischen mir privat und ich auf der Bühne ist groß", sagt Willemijn Verkaik. "Auf der Bühne kann ich ja eine total andere Person sein als privat." Egal ob als frostig gewordene Eiskönigin Elsa, charakterstarke grüne Hexe Elphaba in "Wicked" oder wie gerade aktuell als selbstbewusste Shakespeare-Gattin Anne Hathaway in "& Julia" in Hamburg.
Privat wirkt die Niederländerin eher still und schüchtern. Auf der Bühne gibt es für sie dagegen keine Hemmungen. Vor allem wenn sie singt: "Ich kann mich mit Singen besser äußern, als mit Sprechen", erzählt sie. "Das Sprechen ist einfach noch persönlicher, noch näher an mir, als das Singen. Ich fühle dann, wenn ich wirklich sehr verletzlich bin und beim Singen, da habe ich noch irgendwie einen Schutz."

Die 50-jährige Musikerin mit 25 Jahren Bühnenerfahrung hat als Teenie Pop-Stars wie George Michael, Whitney Houston, Celine Dion und Barbra Streisand geliebt.
Stimmlich ist sie ein Gesangskraftwerk genauso wie ein sacht wehender Sommerwind. Oft kommen ihre Ansätze aus dem Nichts. Mühelos hält sie Töne, modelliert sie voller Leichtigkeit spielerisch nach Gefühl und Notwendigkeit. "Singen ist für mich so eine Äußerung all meiner Emotionen." Wenn man ihr zuhört, hat sie eine Menge davon. Kein Wunder nach 50 Lebens- und 25 Jahren Bühnenerfahrung.
Das Singen macht die Niederländerin Willemijn Verkaik stark
Geboren wurde Willemijn Verkaik nördlich von Eindhoven. Als Kind ist sie eher introvertiert, leise und oft unsicher, dennoch, das Singen liegt ihr und sie bekommt damit die Aufmerksamkeit, die sie ein bisschen vermisst. "Mit elf, zwölf Jahren musste ich mal was vor einer Gruppe singen, da habe ich gemerkt: Ich kann was. Ich habe mich auch viel stärker gefühlt als im Alltag." Ihr Musikgeschmack als Teenie: Die 80er-Jahre mit ihren Pop-Stars wie George Michaels Wham!, Whitney Houston, Celine Dion oder auch Barbra Streisand, "weil ich einfach die Musik so fantastisch fand, aber auch, weil ich ihre Gesangstechnik so unglaublich gut fand - das finde ich noch immer."

Im Musical & Julia singt sie die Rolle der Shakespeare-Gattin Anne Hathaway, Andreas Bongard verkörpert William Shakespeare.
Auch Musical-Komponisten beeindrucken und beeinflussen die junge Willemijn wie Jason Robert Brown, dem Schöpfer von "The Last Five Years" (2001), oder Steven Schwarz, der auch 2003 "Wicked" geschrieben hat. "Nie im Leben kann ich das erreichen, was die erreicht haben - das ist auch nicht wirklich mein Ziel - aber so eine Geschichte mit der Musik, diesen Harmonien, diesen Akkorden und diesen Texten zu erzählen, ist beneidenswert." 1999 beendet sie am Konservatorium in Rotterdam ihr Studium im Pop - und Jazz-Gesang als Dozentin und Darstellerin. Dem Pop bleibt sie als Sängerin in einigen Bands treu und schreibt selbst Songs.
New York, London und Hamburg: Große Stimme - große Bühnen
Anfang der Jahrtausendwende heißt es dann für sie, eine schwierige Entscheidung zu treffen. Die 25-Jährige wird für das Musical "Elisabeth" engagiert. "Da habe ich schon mal kurz nachdenken müssen, welchen Weg ich eigentlich gehen möchte. Will ich selbst Musik schreiben und Popmusik machen, oder möchte ich diese neue Erfahrung machen und mal schauen, was das wird?" Willemijn Verkaik entscheidet sich für das Musiktheater, "weil ich einfach so neugierig war." Sie weiß aber auch, "wenn man sich für so etwas entscheidet, dann hat man wahrscheinlich keine Zeit mehr für das andere." Und sie wird Recht behalten.
Anfangs tourt sie mit einer Theatergruppe durch die Niederlande, bevor es für sie Richtung Deutschland geht. Köln, Stuttgart, Oberhausen und weitere Städte, Rollen und Stücke folgen. 2013 ruft der Broadway und ihre Parade-Rolle: die Elphaba in "Wicked". Auch im Londoner Westend wird sie diese Rolle spielen.
Doch dort erlebt sie ihre bitterste berufliche Erfahrung. "Ich hatte schon sehr viele Schmerzen, das war schon sehr schwierig - weil ich auch schon mit vielen Schmerzen gespielt habe", erinnert sich die damals 38-Jährige die mit starken Rückenproblemen zu kämpfen hatte. "Ich habe irgendwie versucht, es hinzubekommen, dass ich abends spielen konnte. Es hat aber nicht geklappt und so musste ich mich vorzeitig von der Show verabschieden - das war hart."
Notwendige Erdung kommt von der Familie
Im gleichen Jahr erscheint Disneys Film "Eiskönigin" (im Original "Frozen") im Kino. Für die deutsche Synchronfassung wird Willemijn Verkaik gebeten, die Singstimme der Elsa zu sein. Nun hält ihr "Lass jetzt los" Einzug in zahllose Kinderzimmer und Geburtstagspartys. "Ich bin so stolz darauf", erzählt sie Augen-strahlend.

Prägende Rollen ihrer Karriere sind die grüne Hexe Elphaba und Elsa, die Eiskönigin aus dem gleichnamigen Musical. Auch im Disney-Film ist sie die deutsche Singstimme von Elsa.
Auch bei der Musical-Fassung in Hamburg spielt und singt sie die Elsa: "Viele Zuschauer kamen im Anschluss zum Bühneneingang, um mir zu sagen, wie toll das ist, mich einmal spielen zu sehen und dass sie mit meiner Stimme aufgewachsen sind. Da bin ich einfach mega stolz drauf." Bei der Oscar-Verleihung 2020 singt sie sogar neben neun weiteren internationalen "Elsas" auf der Bühne in Los Angeles "Into The Unknown" ("Wo noch niemand war") aus der "Eiskönigin 2".
Ruhm und Bekanntheit sind ja ganz schön, doch die notwendige Erdung, die die Warmherzigkeit, die sie ausstrahlt, erhält sie durch ihre Familie - hauptsächlich ihren Mann, die sagen: "'Alles toll mit deinem Erfolg, aber Du bleibst einfach auch Willemijn - und nicht so wichtig tun, bitte'. Und das hilft mir grandios".
25-jähriges Bühnenjubiläum: Feier mit zwei Stunden Gala
Auch bei den bevorstehenden Jubiläen: 50. Geburtstag und das 25-jährige Bühnenjubiläum mit einer Gala. Zwei Stunden wird sie auf der Bühne stehen. "Das reicht", sagt sie und lacht, "sonst kann ich am nächsten Tag auch nicht weiter." Dennoch weiß sie schon jetzt, was passiert, wenn sie abends von der Gala Heim kommt: "Ich hab zu meinem Mann gesagt, da gibt es Champagner. Ich trinke ja eigentlich kaum Alkohol, aber das gehört irgendwie zum feierlichen Gedanken. Dann haben wir das geschafft und dann ist alles gut gelaufen und wir können ein bisschen stolz sein."
Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | Kulturjournal | 13.06.2025 | 19:00 Uhr