Das Abaton Kino in Hamburg mit verschlossenen Türen.

Hamburg Austausch ist das Wichtigste: Fünfte Jüdische Filmtage in Hamburg

Stand: 14.06.2025 13:31 Uhr

Bis zum 19. Juni werden fünf Filme aus Israel, den USA und aus Frankreich in den Hamburger Kinos Zeise, Abaton, Metropolis und Passage gezeigt. Die fünften jüdischen Filmtage laden zum Austausch ein.  

Los geht es am Sonntag mit einem Thriller mit dem aberwitzigen Titel "Guns & Moses". Darin wird ein Kleinstadtrabbiner in einem US-amerikanischen Wüstenort Zeuge einer Gewalttat und greift zum Revolver. Doch dann kommt alles anders als gedacht.

"Guns & Moses" - ein origineller Thriller

Elisabeth Friedler ist die Ideengeberin der Jüdischen Filmtage: "Schon allein wegen dem Titel müssen wir diesen Film nehmen, weil er originell ist. Er ist super spannend, gut gemacht - so ist er ins Programm gekommen", so Friedler. Zusammen mit Literaturwissenschaftler Sebastian Schirrmeister hat sie das Programm zusammengestellt.

Die Festivalmacher würden sich zunächst orientieren, was für Filme infrage kämen. "Es gibt große jüdische Filmfestivals, da schaut man, was gelaufen ist und dann fängt man an zu gucken, auszusortieren und einzusortieren". Das Programm müsse auf fünf Titel eingedampft werden. "Das ist die Herausforderung, in kurzer Zeit möglichst viel anzubieten - für ein möglichst vielfältiges Publikum."

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Dokumentarfilm über Kafkas Nachlass

Im Dokumentarfilm "Kafka‘s last trial" ("Kafkas letzter Prozess"), wird mit animierten Szenen gezeigt, wie umkämpft der Nachlass Franz Kafkas war und ist - wem gehört Kafka? Am Montag kommen auch der Regisseur aus Israel und der Autor der Buchvorlage zur Deutschlandpremiere. "Jetzt wird diese Geschichte mit filmischen Mitteln anders, ein bisschen kafkaesker erzählt, weil die Möglichkeiten der Animation und der Collage genutzt werden. Zu zeigen, wie verrückt diese Geschichte ist und wie unbeantwortbar letztlich die Frage ist: Wem gehört Kultur?"

Die einzig mögliche Antwort lautet für dieses Festival: Kultur gehört allen - und deshalb haben sich die Jüdischen Filmtage vorgenommen, wirklich Leinwände in der ganzen Hamburger Stadt zum Flimmern zu bringen. "Wir sitzen gerade im Abaton, aber wir bespielen auch das Zeisekino, das Metropolis und das Passage-Kino."

Die fünf Filme sind in den letzten zwei Jahren entstanden, kommen aus den USA, Frankreich und Israel. Darunter eine Heiratskomödie. "Es geht in Matchmaking, um Liebe, Heirat, Familie, kulturelle Unterschiede, was aber in einem ultraorthodoxen Milieu dargestellt wird, das ist ein Einblick in eine jüdische Lebenswelt, die man vielleicht nicht kennt."

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Erinnerungsstück übersteht Shoah

Ein Generationendrama handelt von einem Erinnerungsstück, einem Ring, der die Shoah überstanden hat. Es geht in allen Filmen auch darum Stereotype zu überwinden, unterstreicht Elisabeth Friedler: "Es gibt nicht 'die' jüdische Welt, 'die' jüdischen Menschen, das ist ein wunderbares Vehikel, dass man über Filme, die auch emotional sind, Brücken baut und wir durch Einführungen oder Gespräche nach den Filmen mit dem Publikum in den Dialog gehen. Somit wird Kino ein Ort der Verständigung, des Dialogs."

Im französischen Film "Auction" taucht ein seit 1939 verschollen geglaubtes Gemälde von Egon Schiele auf - ein Film über Raubkunst. Geschichte wird hier Teil der Gegenwart, sagt Sebastian Schirrmeister. Eine Gegenwart, die seit dem Terrorangriff der Hamas, seit dem darauffolgenden Krieg in Gaza, eine andere ist: "Israelische Filme haben es aus bekannten Gründen schwer, überhaupt gezeigt zu werden. Israelische Produktionen, Künstler werden von vielen Festivals ausgeladen. Dann können wir ein kleiner Ort sein, wo gute und dissidente Filme gezeigt werden, um im besten Fall anzuregen, ins Gespräch zu kommen und sich zu verständigen."

Die jüdischen Filmtage wollen unterschiedlichste Facetten jüdischer Gegenwart zeigen - und laden ein zum Gespräch, zum Austausch. Das ist in diesen Tagen vielleicht das Allerwichtigste.  

Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | Kulturjournal | 13.06.2025 | 19:00 Uhr