
Brandenburg Potsdamer "Kreml" wird umgebaut: Ein millionenschwerer Kraftakt
Die Bauruine auf dem Potsdamer Brauhausberg wird saniert. Sie wird das Herzstück eines neuen Campus der Potsdamer Universität. Auch der Turm könnte umgebaut werden. Hasso Plattner zahlt das Großprojekt. Von Philipp Rother
Hasso Plattner, Wahl-Potsdamer und SAP-Milliardär, hat große Pläne. Der frühere Landtag auf dem Potsdamer Brauhausberg soll zu einem neuen Universitätscampus für 6.000 Studierende umgebaut werden.
Es ist eine Mammutaufgabe. Das Gebäude mit 10.000 Quadratmetern Nutzfläche steht seit Herbst 2018 leer und verfällt seitdem mehr und mehr. In allen Etagen des Gebäudes blättert der Putz von den Wänden, Gipsplatten fallen von den Decken. In fast jeder Ecke sind Spuren des Vandalismus zu erkennen.

Dach löchrig
Das Dach des Gebäudes ist mittlerweile löchrig, an unzähligen Stellen blitzt das Sonnenlicht hindurch. "Wenn es stürmt, fliegen hier die Dachziegel umher", berichtet Jan Kretzschmar im Gespräch mit dem rbb. Er ist der Geschäftsführer der KW-Development GmbH.
Das Unternehmen hatte im Mai bestätigt, das ehemalige Landtagsgebäude gekauft zu haben. Hintergrund war, dass die Sanus AG als veroherige Eigentümerin das Gelände nicht wie geplant entwickelt hatte. "Wir wollten den 2016 in der Stadtverordnetenversammlung verabschiedeten Bebauungsplan umsetzen, es sollten Wohnungen entstehen", so Kretzschmar. Erst nach dem Kauf habe sich Plattner bei ihm gemeldet.
War Schule, wird Schule
Es sei leichter, Wohnungen zu bauen, erläutert Kretzschmar. Dennoch zeigt er sich offen, Plattners Plan umzusetzen: "Es war eine Schule und wird wieder eine Schule", so der Bauunternehmer. Er spielt damit auf die bewegte Geschichte des dunkelroten Klinkerbaus an. Er wurde ab 1899 im Auftrag Kaiser Wilhelms II. als Offiziersschule gebaut. Die Architektur orientierte sich an der englischen Cottage-Bauweise und verwendete Renaissance-Motive. Bis heute ist das deutlich sichtbar - auch wenn viele Elemente mit Graffiti übersprüht worden sind.
Nach der Schließung der Kriegsschule 1919 wurde das Gebäude erweitert und diente zunächst als Reichsarchiv und ab 1936 als Heeresarchiv. Während der DDR-Zeit wurde der Komplex zur Bezirks- und Kreisleitung der SED umgebaut und erhielt im Volksmund den Spitznamen "Kreml", da vor Ort die Parteivorgaben der Sowjetunion auf DDR-Verhältnisse übertragen wurden.

Bauunternehmer Jan Kretzschmar
Brand zerstörte Dach
Zwischen 1990 und 2013 tagte auf dem Brauhausberg der Brandenburger Landtag, bevor er ins Potsdamer Stadtschloss umzog. Der Plenarsaal ist aber nur noch zu erahnen. Er wurde bei einem Brand im August 2023 im Seitenflügel des denkmalgeschützten Gebäudes fast vollständig zerstört. Innerhalb von zehn Minuten war der Dachstuhl komplett in Brand geraten, später stürzte er ein.
Es sei einfach Zeit, etwas zu tun, sagt Kretzschmar mit Blick auf die verkohlten Dachbalken, die bis heute an den Brand erinnern. "Ein Brandschaden ist nicht nur für den Augenblick schlecht, sondern am Ende des Tages wird es dann auch irgendwann Zeit zu sanieren und das abzudichten, sodass nicht die Gebäudeteile darunter leiden", so Eigentümer Kretzschmar weiter.
Fußböden aufgequollen, Schimmel an den Wänden
Die wurden aber bereits durch das Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen: Die Fußböden sind aufgequollen, an vielen Wänden ist Schimmel zu sehen. Das schreckt Kretzschmar aber genauso wenig ab wie der Denkmalschutz. Er kennt sich mit Mammutprojekten und verfallenen Gebäuden aus. Sein Unternehmen saniert auch einen Teil der Beelitzer Heilstätten. Es ist ihm wichtig, die historische Architektur zu erhalten: "Die alten Gebäude haben definitiv ihren Charme."
Nun ist der denkmalgeschützte Potsdamer "Kreml" an der Reihe, der aufgrund seines markanten Turms und der erhöhten Lage von weiten Teilen der Innenstadt aus sichtbar ist. Wenn es nach Bauunternehmer Kretzschmar geht, soll auch der Turm erneuert werden: "Ich würde gern den alten Turm wieder aufbauen. Da sind sicher noch eine ganze Menge Klärungen erforderlich, aber für mich ist dieser Turm ein Zeichen der nationalsozialistischen Zeit. Diese Epoche sollten wir nicht hochhalten, gerade in den heutigen Tagen nicht."

Der Turm war früher höher, und hatte mehr Verzierungen
Details werden in den kommenden Monaten festgelegt
Darüber hinaus werden auf dem 40.000 Quadratmeter großen Gelände mehrere Neubauten errichtet. "Wir werden die Gebäude dann schlüsselfertig übergeben, und Hasso Plattner wird sie dann dem Land stiften", so Kretzschmar. Laut der Stiftung des Software-Milliardärs Plattner ist die konkrete Vorgehensweise noch nicht final geklärt.
Die Planungen des Großprojekts befinden sich aber auch noch ganz am Anfang. Die Details sollen in den kommenden Monaten mit allen Beteiligten zusammen festgelegt werden.
Plattner hatte bereits verkündet, dass das Projekt eine dreistellige Millionensumme kosten wird, genaue Zahlen nannte er nicht. "Ja, in dieser Größenordnung bewegen wir uns, ganz sicher sogar", sagt nun Kretzschmar, der von den Investitionen profitiert: "Wir bauen, Hasso Plattner bezahlt. Natürlich sind wir auch in der Lage, daraus am Ende monetäre Erfolge zu erzielen, aber das ist ein weiter Weg. Und es ist auch ein ungewisses Spiel."
Kritiker befürchten, dass sich die größte Hochschule in Brandenburg dauerhaft von Mäzen Plattner abhängig macht. Kretzschmar hält dagegen: "Hier wird eine staatliche Universität entstehen, wir investieren in die Zukunft, in die Bildung, in unsere Kinder - das kann nicht schlecht sein."

Neuer Bebauungsplan muss verabschiedet werden
Bis das Gebäude, das zwischen 2015 und 2018 auch schon als Unterkunft für Geflüchtete diente, in neuem Glanz erstrahlen kann, werden aber noch Jahre vergehen. Die Stiftung von Plattner plant zehn Jahre ein. Es könnte aber deutlich schneller gehen, sagt Kretzschmar. "Wir brauchen für den Bau rund drei Jahre." Es sei wichtig, dass nun die Genehmigungen schnell erteilt werden. Das werde erfahrungsgemäß aber die meiste Zeit in Anspruch nehmen.
Der Potsdamer Interims-Oberbürgermeister Burkhard Exner (SPD) sprach von einem "zukunftsweisenden Projekt", das die Stadt "in den nächsten zehn Jahren und darüber hinaus beschäftigen wird". Im September wird die Stadtverordnetenversammlung über die neuen Pläne beraten, und bestenfalls auch den neuen Bebauungsplan verabschieden. In einem Jahr könnte der erste Bagger rollen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 13.06.2025, 19:30 Uhr