Symbolbild: Ein Mann hält eine LGBTQ-Flagge in den Wind. (Quelle: dpa/Kaluthotage)

Brandenburg Gymnasium Bad Freienwalde startet Pride Week unter Polizeischutz

Stand: 17.06.2025 15:13 Uhr

Schüler und Eltern sind am vergangenen Wochenende Zeugen der Angriffe auf das Vielfalt-Fest in Bad Freienwalde geworden. Von einer Aktionswoche wollten sie sich deshalb aber nicht abbringen lassen. Die Eröffnung wurde von der Polizei gesichert.

Das Berthold-Brecht-Gymnasium in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) ist am Montag mit einer Filmvorführung in seine zweite Pride Week für mehr Vielfalt gestartet. Allerdings war die Veranstaltung von den Vorkommnissen des vergangenen Wochenendes geprägt, als mehrere Vermummte Teilnehmende des Festes "Bad Freienwalde ist Bunt" attackiert hatten.

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"Es ist auf jeden Fall erschreckend, aber schreckt nicht ab."

Der Schrecken und das Entsetzen waren Schülern, Eltern und Lehrern des Gymnasiums auch am Montag noch anzusehen. Viele von ihnen waren am Sonntag in der Karl-Marx-Straße mit dabei. Die Schüler wollten dort Geld für ihre Abiturfeier sammeln und für ihre Pride Week werben. Elternsprecher Wolfram Schwelgin hat eigenen Angaben zufolge selbst einen Faustschlag von einem Angreifer abbekommen. Deshalb an der Schule die Pride Week abzusagen, sei keine Alternative gewesen, so Schwelgin. "Es ist auf jeden Fall erschreckend, aber schreckt nicht ab."

Polizisten sichern Filmabend

Für die Pride Week wurde die Schule unter anderem mit bunten Wimpelketten dekoriert und eine Regenbogenflagge gehisst. Jedoch wurde erstmals in der Geschichte des Brecht-Gymnasiums eine Schulveranstaltung unter Polizeischutz gestellt. Ein Beamter befand sich in der Schulaula. Mehrere Polizisten sicherten das Gebäude von außen. "Es hat sich am Anfang schon ein bisschen merkwürdig angefühlt", sagte Schülerin Viktoria. "Aber gerade nach solchen Aktionen wie gestern, denke ich schon, dass es wichtig ist, weil man natürlich auch nicht will, dass bei solchen Veranstaltungen irgendwas passiert. Und da ist nun mal Polizeischutz sehr wichtig."

Die Schulleitung und Elternvertreter hätten vor der Eröffnung über die Maßnahmen informiert und über die Lage diskutiert. "Grundsätzlich ist es auch aus der Schülerschaft als wichtig erachtet worden, diese Veranstaltung stattfinden zu lassen", sagte Wolfram Schwelgin. "Denn wo sollen denn all die Fragen zum Thema Pride oder Queer oder schwul, lesbisch oder allgemein gestellt werden? Es ist einfach auch ein Bildungsauftrag, der hier stattfindet."

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Filmemacherin spricht von gesellschaftlichem Rückschritt

Entsprechend wurde die Aktionswoche des Gymnasiums mit der Vorführung des Films "Uferfrauen - Lesbisches L(i)eben in der DDR" und anschließender Diskussion mit der Filmemacherin Barbara Wallbraun eröffnet. Wallbraun zeichnet darin ein humanistisches Bild von Menschen, die aufgrund ihrer Lebensweisen verfolgt wurden. Auch sie bewegen die Ereignisse des vergangenen Wochenendes. "Für mich als Regisseurin von so einem Film, der ein historisches Thema behandelt, ist es schwierig zu erleben, dass so ein Backlash stattfindet", sagte Wallbraun, "in der Denke, im Verhalten, in der vermeintlichen Rückwärtsbewegung der Gesellschaft, die eigentlich schon mal viel weiter war. Das ist sehr schade und sehr schmerzhaft zu erleben."

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.06.2025, 14:40 Uhr
 
Mit Material von Georg-Stefan Russew