Brandenburg Berlin Erster Nationaler Veteranentag für ehemalige und aktive Soldaten - mehrere Veranstaltungen in Berlin und Brandenburg
Am Sonntag findet erstmals der Nationale Veteranentag statt - mit einigen Veranstaltungen auch in der Region. Künftig sollen ehemalige und aktive Soldaten jährlich geehrt werden – sie hatten lange mehr Anerkennung gefordert. Von Juan F. Álvarez Moreno
- Bundestag hatte 2024 die Einführung eines Veteranentags beschlossen
- zentrale Festveranstaltung findet rund um das Reichstagsgebäude statt
- weitere Veranstaltungen auch in Brandenburg geplant
- Bündnis überwiegend linker Gruppen hat zu Gegendemonstration aufgerufen
Zum ersten Mal wird an diesem Sonntag in der Bundesrepublik Deutschland ein Nationaler Veteranentag veranstaltet. Geehrt werden aktive und ehemalige Bundeswehrsoldaten. Bundesweit finden mehr als 130 Veranstaltungen statt, einige davon in der Hauptstadtregion. Gestaltet wird der Tag von Verteidigungsausschuss, Veteranenverbänden, Sozial- und Wohlfahrtsverbänden. Veteranenvertreter hatten seit Jahren mehr Anerkennung für ihren Einsatz gefordert.
"Es geht um die Anerkennung derjenigen, die in letzter Konsequenz bereit sind, das Äußerste für andere zu geben, und die ihr Leib und Leben für unser Land einsetzen", hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) 2024 zur Begründung des Veteranentages gesagt.
Zentralveranstaltung vor dem Reichstag
Die Zentralveranstaltung findet am Sonntag im und vor dem Reichstagsgebäude in Berlin statt. Geplant ist ein durchgängiges Bühnenprogramm am Nachmittag bis in den frühen Abend. Im sogenannten Veteranendorf sollen diverse Veteranen-Interessenvertreter zu Wort kommen. Außerdem ist eine Art Familienfest geplant. Im Bundestag wird eine Ausstellung mit Fotografien verwundeter Soldaten gezeigt.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) will das Sanitätsregiment 1 am Sonntag in der Blücher-Kaserne in Spandau mit einem Fahnenband ehren. Es ist die höchste militärische Auszeichnung, die eine Landesregierung verleihen kann. "Damit drückt Berlin seine besondere Verbundenheit mit dieser Bundeswehreinheit aus, die bei uns stationiert ist", teilte Wegner mit.
Der Innenminister Brandenburgs und die Innensenatorin Berlins haben zudem die Beflaggung an allen Dienstgebäuden der Länder am Sonntag angeordnet. Laut der geltenden Verwaltungsvorschrift in Brandenburg müssen demnach die Bundes- und die Landesflagge gesetzt werden. In Berlin kann zusätzlich die Europäische Flagge eingesetzt werden.
Am Samstag und Sonntag ist auf dem Campingplatz am Schwielowsee (Potsdam-Mittelmark) ein "Veteranen Open Air" geplant. Am Sonntag findet im Potsdamer Landtag eine Podiumsdiskussion zum Veteranentag statt. Zudem organisiert das Veteranenbüro der Bundeswehr am 18. Juni ein Volksfest in Strausberg (Märkisch-Oderland).
Rund zehn Millionen Veteranen laut Verteidigungsministerium
Als Veteranen gelten in Deutschland laut Bundesverteidigungsministerium "alle Bürgerinnen und Bürger, die Soldatin oder Soldat der Bundeswehr sind oder waren und ehrenhaft aus dem Dienst ausgeschieden sind." Dem Ministerium zufolge gibt es in Deutschland rund zehn Millionen Veteraninnen und Veteranen. Dazu zählen ehemalige Wehrpflichtige.
Ehemalige Angehörige der Wehrmacht und der Nationalen Volksarmee (NVA) gelten nur als Veteranen, wenn sie auch in der Bundeswehr gedient haben. Bei denjenigen, die an Auslandseinsätzen beteiligt waren, spricht man von Einsatzveteranen.
In anderen westlichen Ländern ist die Veteranenkultur deutlich ausgeprägter als in Deutschland. In den USA wird am 11. November – dem Tag des Waffenstillstandes im Ersten Weltkrieg – der Veterans Day mit Paraden und Gedenkveranstaltungen auf Militärfriedhöfen gefeiert. Veteranen genießen dort gesellschaftlich hohes Ansehen. Auch in Großbritannien wird an diesem Tag gefallenen Soldaten gedacht; Menschen tragen eine rote Mohnblume als Symbol der Veteranen.
Früher gab es keine politische Mehrheit für Veteranentag
Die Debatte um den Veteranentag begann 2012, als sich der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) während einer USA-Reise für diese Form der Würdigung aussprach. Der damalige und heutige Koalitionspartner SPD lehnte den Vorstoß kategorisch ab – auch aufgrund der deutschen Geschichte. Doch die Veteranenvereine machten weiterhin Druck für die Sache.
2024 hatte sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine der politische Wind gedreht: Bundesverteidigungsminister Pistorius setzte sich für den Veteranentag ein. Mit großer Mehrheit beschloss der Bundestag im vergangenen Jahr die Einführung des Veteranentages.
Veteranen wollen sich nicht mehr "verstecken müssen"
"Wir haben nie eine wirkliche gesellschaftliche Anerkennung erfahren und das ist der erste Schritt in die richtige Richtung", sagte Jan Helge Goralski, Regionalbereichsleiter des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, dem rbb. Die Veteranenverbände hätten dazu beigetragen, dass es "von politischer Seite ein Umdenken gab".
Goralski forderte, dass sich die Veteraninnen und Veteranen "nicht mehr verstecken müssen" und sich in der Gesellschaft als solche präsentieren können. Sein Veteranenverband setze sich zudem für eine ausreichende Versorgung von einsatzgeschädigten Soldatinnen und Soldaten ein.
Kritiker: Krieg und Militär werden "schmackhaft" gemacht
Am ersten Veteranentag sind auch mehrere Gegendemonstrationen in Berlin geplant. So hat ein Bündnis überwiegend linker und antifaschistischer Gruppen zur Demonstration "gegen Aufrüstung und gegen Kriegsverherrlichung" aufgerufen. Sie kritisieren den Veteranentag scharf: "Mithilfe eines familien- und volksfestartigen Charakters sollen uns Krieg und Militär schmackhaft gemacht werden", schreiben die Organisatoren auf ihrer Webseite. Die Demo soll in der Friedrichsstraße beginnen und im Regierungsviertel enden.
Zudem will der sogenannte provisorische anarchistische Antikriegsrat am Nachmittag an der in der Scheidemannstraße vor dem Reichstag mit Militärverweigern und Veteranen gegen den Veteranentag demonstrieren, der laut den Organisatoren weder für die Mehrheit der Menschen in Deutschland noch für die Mehrheit der Veteranen spreche. Eine dritte Gegenveranstaltung ist als "Gegenmahnwache zum Veteranentag" bei der Versammlungsbehörde angemeldet und soll um 13 Uhr im Spreebogenpark starten.
Sendung: rbb24 Inforadio, 13.06.2025, 07:05 Uhr
