
Berlin Prozessauftakt in Berlin: Rentner bedauert vor Gericht tödlichen Unfall auf Leipziger Straße
Eine Mutter und ihr kleines Kind waren vor einem Jahr in Berlin-Mitte von einem Autofahrer tödlich verletzt worden. Der 84-Jährige steht seit Mittwoch vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Senior vor, "rücksichtslos falsch überholt zu haben".
Nach einem Unfall mit zwei Toten auf der Leipziger Straße in Berlin-Mitte steht seit Mittwoch ein 84-jähriger Mann vor dem Amtsgericht Tiergarten. Dem Rentner wird fahrlässige Tötung in zwei Fällen, fahrlässige Körperverletzung in fünf Fällen sowie gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen.
Angeklagter äußert sein Bedauern
Der 84-Jährige äußerte sein Bedauern zu Prozessbeginn. Es tue ihm unendlich leid, erklärte der Angeklagte über seinen Verteidiger. An den Unfall habe er keine Erinnerung und könne nichts dazu sagen. Bei Fahrantritt habe er sich gesundheitlich nicht beeinträchtigt gefühlt. Täglich müsse er an das Geschehen und die Opfer denken, hieß es.
Mutter und Kind mit 89 km/h erfasst
Der Mann soll am Vormittag des 9. März 2024 zunächst die Busspur befahren haben. Statt der dort erlaubten 30 Kilometer pro Stunde soll er auf mindestens 70 km/h beschleunigt haben. Laut Ermittlungen sei er dann weiter auf einem markierten Radweg gefahren, um im Stau stehende Fahrzeuge zu überholen.
Mit 89 Kilometern pro Stunde soll er die 41-Jährige und ihren im Kinderwagen sitzenden Sohn erfasst haben, die die Straße überqueren wollten. Beide starben kurz danach. Fünf weitere Menschen seien verletzt worden.
Staatsanwaltschaft: Senior hat "vorsätzlich grob verkehrswidrig und rücksichtslos falsch überholt"
Der Unfall geschah vor den Augen des Lebensgefährten der 41-Jährigen und ihrer Schwester. Beide erlitten einen Schock. Die Familie aus Belgien war den Angaben zufolge für einen touristischen Kurzbesuch in Berlin. Der Lebensgefährte und die Schwester sind im Prozess Nebenkläger. "Sie sind aber nicht in der Lage, persönlich zu erscheinen", sagte ihr Rechtsanwalt.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Senior nun vor, "vorsätzlich grob verkehrswidrig und rücksichtslos falsch überholt zu haben". Laut einem Gutachten wäre die tödliche Kollision vermeidbar gewesen, wenn er Tempo 30 eingehalten hätte. Es wäre ihm auch bei einer höheren Geschwindigkeit möglich gewesen, rechtzeitig die Fußgänger zu sehen und zu bremsen. Im Prozess wird es auch um die Frage der Schuldfähigkeit des Angeklagten gehen.
Für den Prozess sind zwei weitere Verhandlungstage bis zum 27. Juni terminiert.
Sendung: rbb24, 18.06.2025, 13:00 Uhr