
Berlin Hunderte Biker und Rocker demonstrieren gegen Kuttenverbot und Kollektivstrafen
Insgesamt fast 1.000 Motorrad-Fahrer haben am Samstag auf Berlins Straßen demonstriert. Eine Demonstration richtete sich gegen das bundesweit geltende Kuttentrageverbot, eine andere genereller gegen Regeln und Strafen. In zwei Motorradkolonnen vom Olympischen Platz in Westend zogen die Biker am Samstagmittag auf ihren Zweirädern durch die Stadt.
Gegen Kollektivstrafen und Insignienverbot
Die größere der beiden Demos mit rund 750 Teilnehmern war unter dem Titel "Keine Kollektivstrafen für Biker" bei der Berliner Polizei angemeldet. Im Demo-Aufruf wird unter anderem das Parkverbot für Motorräder auf Gehwegen kritisiert. Laut einer Behördensprecherin sei die Demo ohne Zwischenfälle in Rudow im Bezirk Neukölln zu Ende gegangen.
Ein anderer Zug mit 175 angemeldeten Bikern unter dem Motto "Gegen das Insignien-Verbot des Bandidos MC" zog über die A100 ins brandenburgische Oranienburg (Oberhavel). Hier sei es nach Angaben der Berliner und Brandenburger Polizei ebenfalls zu keinen Zwischenfällen gekommen.

Karlsruhe bestätigte 2020 Kuttenverbot
Das Bundesverfassungsgericht hatte 2020 ein verschärftes bundesweit geltende Kuttenverbot [bundesverfassungsgericht.de] für kriminelle Rocker wie Hells Angels und Bandidos bestätigt. Motorradclubs müssen es demnach hinnehmen, dass Logos verbotener Gruppen nicht von anderen Rockern in abgewandelter Form getragen werden dürfen. In Berlin seien seit 2017 keine sogenannten Kutten mehr beschlagnahmt worden.
Nur noch selten äußerlich erkennbar, aber noch aktiv
Auch wenn diese Rocker-Gruppierungen äußerlich nur noch selten erkennbar sind, sind Ortsverbände in der Hauptstadtregion immrt noch aktiv. So existiert beispielsweise ein Clubhaus der Hells Angels in Rädel (Potsdam-Mittelmark).
"Rockerkriminalität umfasst in Berlin vor allem die Aktivitäten im Bereich der Gewalt und Rauschgiftkriminalität. Auch in der Türsteherszene und bei Sicherheitsdiensten sind Personen dem Rockermilieu zuzurechnen" heißt es im Lagebild Organisierte Kriminalität 2023 der Berliner Polizei [berlin.de]
Polizeilich relevante Rockergruppierungen werden als Outlaw Motorcycle Gangs (OMCG) bezeichnet. Dominanteste Gruppierung in Berlin war 2023 wie in den Vorjahren der Hells Angels Motorcycle Club (HAMC), so das polizeiliche Lagebild. "Die Beeinträchtigung der Erkennbarkeit der OMCG in der Öffentlichkeit durch das sogenannte Kuttentrageverbot hat die traditionellen Rockergruppierungen und deren Supporter massiv im Ausleben ihres Dominanzverhaltens beeinträchtigt." Unstrittig sei aber, dass diese weiterhin Straftaten - wie zum Beispiel im Drogenhandel oder Schutzgelderpressungen im Milieu zur Aufrechterhaltung der internen Strukturen und zur Bestreitung des Lebensunterhalts ihrer Mitglieder begingen, hieß es. Das geschehe jedoch überwiegend im Verborgenen.
Anmerkung: In einer ersten Version dieser Meldung hieß es, dass sich beide Demonstrationen gegen das Kuttentrageverbot richteten. In der größeren der beiden Demos ging es auch um Kollektivstrafen, wir haben das präzisiert.
Sendung: rbb24 Abendschau, 14.06.2025, 19:30 Uhr