Archivbild: Die Beatsteaks spielen am Dienstag, den 10. Juni 2025 in der Turbinenhalle in Oberhausen Deutschland. (Quelle: Imago Images/KerstinxB)

Berlin Beatsteaks feiern Bandjubiläum mit prominenten Gästen: "Wir sind eine Familie"

Stand: 14.06.2025 10:58 Uhr

Die Beatsteaks sind mehr als eine Band, ihre Konzerte mehr als eine Aufführung von Songs. Seit 30 Jahren sind die fünf Berliner auf der Bühne zu Hause. Das Bandjubiläum wird mit zwei Jubiläumskonzerten gefeiert - inklusive berühmter Gäste. Von Hendrik Schröder

Andere Berliner Bands nennen sich "die beste Band der Welt", die Beatsteaks sind dagegen wahrscheinlich die knuffigste Band der Welt. Wer die nicht mag, muss ein Herz aus Eisen haben. Dieser Haufen. Wie er da gemeinsam auf der Bühne steht zum ersten der zwei Jubiläumskonzerte in ihrem Wohnzimmer, der Max-Schmeling-Halle.
 
Gitarrist Bernd Kurtzke ganz cool und in Schwarz. Bassist Torsten "Totze" Scholz ständig wippend im knallbunten Hemd. Sänger Arnim Teutoburg-Weiß in kurzen Hosen und dem obligatorischen Fischerhut. Leadgitarrist Peter Baumann in geringeltem Shirt - und grinsend. Schlagzeuger Thomas Götz mit undurchschaubarer Miene, stoisch. Und eingerahmt von einem leuchtenden "BS" - was für "Beatsteaks" steht. So verschieden sind sie und doch eine Einheit, eine Gang. "Eine Familie sind wir", erzählt Arnim später in einer der wenigen Ansagen, "mit vielen Höhen aber auch sehr tiefen Tälern." 30 Jahre. Wahnsinn.

Bruce Springsteen singt am 11.06.2025 mit der E Street Band  im Berliner Olympiastadion. (Picture Alliance: Picture Alliance/AP Photo/Markus Schreiber)
Trump-Kritik und Weißensee-Erinnerung: Der "Boss" begeistert in Berlin
US-Rockstar Bruce Springsteen tourt mal wieder durch Deutschland, am Mittwochabend macht er im Berliner Olympiastadion Halt. Vor ausverkauftem Haus überzeugt der 75-Jährige wie gewohnt - und wettert gegen Trump. Von Simon Brauermehr

Jede Reihe springt

Die Beatsteaks haben schon lange den Ruf, eine aufregende Live-Band zu sein. Und bestätigen den beim ersten der beiden Jubiläumskonzerte an diesem Freitagabend bedingungslos. Schon der zweite Song "Hello Joe" lässt die Halle komplett ausrasten.
 
Wie bewegend das immer wieder ist, wenn eine ganze Halle, wenn 12.000 Menschen kollektiv springen und schreien, nicht wissen, wohin mit sich vor Freude. Und unten vor der Bühne nicht nur die ersten fünf oder zehn oder 25 Reihen dancen und durchdrehen, sondern einfach die ganze verdammte Halle. Und das, ohne dass die Beatsteaks sie groß dazu animieren müssten. Das machen die Fans ganz alleine. Schnell folgt der Hit "Hand in Hand", es ist ein Fest.

Lass mich auf die Bühne, ich bin Arzt

Und plötzlich steht Farin Urlaub von Die Ärzte auf der Bühne. Wie aus dem Nichts. Spielt das Manowar-Cover "Kings of Metal" mit. Rodrigo González kommt dazu, Bela B. setzt sich ans Schlagzeug. "Peter", sagt Sänger Arnim zu seinem Gitarristen, "spiel das Allererste, was Du auf der Gitarre gelernt hast". Und er spielt "Teenager Liebe" von eben Die Ärzte - und alle singen das gemeinsam.
 
Die Fans wissen dabei gar nicht mehr, wohin mit der Euphorie. Die Ärzte-Songs kennen sie natürlich genauso auswändig wie sämtliche Beatsteaks-Lieder. Die Ärzte hatten mit der Zeile "Wie kannst Du bei den Beatsteaks ruhig sitzen bleiben" aus ihrem Song "Unrockbar" aus dem Jahr 2003 nicht wenig Anteil daran, den Namen der Berliner Kumpels noch bekannter zu machen.
 
Und gleich vorweg: Später schauen auch noch Campino und Kuddel von den Toten Hosen vorbei und schleudern wilde Versionen von "Opel Gang" und "Disco in Moskau" von der Bühne. Und Sänger Jan Windmeier von "Turbostaat" singt "Frieda und die Bomben". Immer ist was los. Keine Sekunde ist Ruhe. Arnim turnt über den kleinen Steg vor der Bühne, schleicht, watschelt, immer in Bewegung, springt auf Podeste vor der ersten Reihe, klatscht ab. Der geborene Showman, der alles, was die Beatsteaks sich über die Jahre hart erarbeitet haben, ganz leicht aussehen lässt.

Menschen sitzen auf dem Tempelhofer Feld und betrachten den Sonnenuntergang. (Quelle: rbb/Anna S.)
"Die Ärzte" lösen ein Mini-Festival aus
Die Berliner Band "Die Ärzte" gibt am Wochenende drei Konzerte auf dem Tempelhofer Feld. Das bedeutet für Autorin Anna Severinenko: Die Band sehen und hören, ohne zu bezahlen. Dafür wird sie zum Zaungast. Aber ist das Konzertgefühl dasselbe?mehr

Es ist ein Männerabend

Ja, es ist ein bisschen komisch, dass an diesem Abend ausschließlich Männer auf der Bühne stehen. Die Vorband ("Die Verlierer"), die Beatsteaks, sämtliche Gäste: nur Männer. Aber die Beatsteaks kommen eben noch aus einer Zeit, als es normal war, dass das komplette Gitarren-Business fast nur aus Männern bestand und wenn sie jetzt zum 30. ihre alten Weggefährten einladen, dann sind das halt alles Typen. Wahnsinnig nette Typen allerdings.
 
Und man muss sagen: Auch im Publikum dominieren die Männer. So sehr, dass Arnim an einer Stelle zu einer kurzen Ansage ansetzt mit Blick auf den eskalierenden Moshpit: "Jungs, ihr seid hier nicht alleine, heute sind die schönsten Frauen Berlins da, der Moshpit gehört nicht nur euch." Halten sich nicht alle dran, auch auf den Rängen wird hier und da mit durchaus Promille auf dem Kessel ein bisschen sehr wild geschubst (im tanzenden Sinne), aber am Ende hat eine nette Band halt auch nette Fans und schnell beruhigt sich alles wieder.

30 Jahre Schaffen auf zwei Abende verteilt

Nach einer Stunde und 45 Minuten ist Schluss. Klingt kurz, aber wenn man bedenkt, dass die Beatsteaks kaum geredet und hauptsächlich Song an Song genäht haben, so 25 werden es gewesen sein - und dass das Publikum nach dieser wilden Reise auch völlig platt ist, dann war das mehr als genug.
 
Mit "I don't care as long as you sing" schicken sie die Leute gerührt vom endlosen Applaus nach Hause. Nur Lieder von den Platten aus den ersten 15 Jahren Bandgeschichte hatte Arnim am Anfang versprochen - und Wort gehalten.
 
Am Samstag folgt dann der zweite Jubiläums-Konzertstreich mit ausschließlich Liedern aus den vergangenen 15 Jahren. Wenn es nach den Fans geht, können die Beatsteaks noch mal 15 Jahre dran hängen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.06.2025, 10:00 Uhr