Hubert Weinzierl

Bayern Ein Leben für den Naturschutz: Hubert Weinzierl ist tot

Stand: 17.06.2025 13:28 Uhr

Der langjährige Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern, Hubert Weinzierl, ist tot. Das bestätigte ein BN-Sprecher dem BR. Weinzierl wurde 89 Jahre alt. Er gehörte zu den Pionieren der Naturschutzbewegung in Deutschland.

Von Bernd Kellermann, BR24 Redaktion

Jahrzehntelang führte Hubert Weinzierl Naturverbände wie den Bund Naturschutz oder den BUND, kämpfte gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf und für den Nationalpark Bayerischer Wald. Jetzt ist er im Alter von 89 Jahren gestorben.

Naturschutz sei letztlich eine Frage der Liebe, sagte Hubert Weinzierl, rückblickend auf mehr als ein halbes Jahrhundert konfliktreicher Umweltpolitik und auf ein ganzes Leben als Naturliebhaber: als Forstwirt, Jäger, Ökolandbauer, Naturphilosoph, Lyriker und Buchautor. Nun ist der langjährige Vorsitzende des Bundes Naturschutz in Bayern gestorben, wie Sprecher des Bundes Naturschutz BR24 bestätigte. Zuerst hatte die Mediengruppe Bayern darüber berichtet(externer Link). Weinzierl wurde 89 Jahre alt.

Kriegs-Kindheit in Ingolstadt und im Bayerischen Wald

Hubert Weinzierl wurde 1935 in Ingolstadt geboren, vor den Bombenangriffen floh er in die Natur, suchte Ruhe in den Auwäldern der Donau und im Bayerischen Wald bei seinem Onkel. In München studierte er Land- und Forstwirtschaft, lernte die Großen der damaligen Zeit kennen: wie den Zoologen Bernhard Grzimek und den Verhaltensforscher Konrad Lorenz.

Vorsitz im Bund Naturschutz und im BUND

Den politischen Naturschutz prägte Hubert Weinzierl im Präsidium des Deutschen Naturschutzrings, als Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern (BN), dem er 33 Jahre lang vorstand, den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) führte er über 15 Jahre lang. Während sein Vater für die CSU im Bundestag saß, gehörte Hubert Weinzierl nie einer Partei an: Der Erhalt der Natur, fand er, vereine alle Menschen gleichermaßen.

Spätestens im BUND war für ihn zum – wie er ihn nannte - „liebenswürdigen Naturschutz“ die gesellschaftskritische Auseinandersetzung gekommen, das Ringen um ein Umdenken, um den Erhalt der Natur. Prägend in dieser Zeit war für ihn der bürgerkriegsartige Kampf gegen die WAA in Wackersdorf. Es folgten Kämpfe an vielen Schauplätzen: gegen die Atomkraft allgemein, das Waldsterben, den Artenschwund. Später auch gegen die Windkraft, was ihm auch in den eigenen Reihen Kritik einbrachte. Auch den Bund Naturschutz verließ er, uneins mit seinem Nachfolger Hubert Weiger.

Klimawandel als zentrale Aufgabe der Zukunft

Die Gründung des ersten deutschen Nationalparks im Bayerischen Wald 1970 gilt als Meilenstein in der gesellschaftlichen Grundhaltung zum Naturschutz. Weinzierl hatte das Projekt vorangetrieben, unterstützt vom damals überaus prominenten Zoologen Grzimek und gegen den großen Widerstand in der Gesellschaft, der auch nach Jahrzehnten noch spürbar war.

Hubert Weinzierl erkannte früh den Klimawandel als zentrale Aufgabe der Zukunft, messbar am Waldsterben und dem Artenschwund. Dennoch war für ihn nicht "früher alles besser": Dass der Müll nicht mehr einfach herumliegt oder dass die Gewässer heute fast alle Badequalität haben, das wertete Weinzierl als großen Erfolg der Naturschutzbewegung. Als schmerzlichste Niederlage bezeichnete er einmal den Bau des Rhein-Main-Donaukanals durch das Altmühltal: eine beispiellose "Zerstörung einer bayerischen Kulturlandschaft".

Für sein lebenslanges Engagement wurde Weinzierl mit vielen Preisen geehrt, unter anderem erhielt er den Bayerischen Verdienstorden und das Bundesverdienstkreuz.

Naturlyrik und Ökologisches Bildungszentrum Wiesenfelden

Weinzierl blieb der Region um den Bayerischen Wald treu, auf Schloss Wiesenfelden bei Straubing übernahm er mit seiner Frau das ökologische Bildungszentrum. Durch eine Krankheit erblindet drückte er seine Naturverbundenheit in Gedichten aus. Die Natur und die Welt empfinde er als so schön, so sei er irgendwann ein "pathologischer Optimist" geworden, sagte er: "Ich habe die Hoffnung, dass die Weltfamilie erkennt, dass wir in einem gemeinsamen Haus leben, aus dem man nicht aussteigen kann."

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Quelle: BR24 im Radio 17.06.2025 - 13:30 Uhr