
Baden-Württemberg Ultraschall statt Hirn-OP: Wie die Uniklinik Freiburg Zittern behandelt
Unkontrollierbar zitternde Hände oder Arme - das plagt in Deutschland gerade Ältere. Um den "essentiellen Tremor" zu behandeln, setzt die Uniklinik jetzt auf eine innovative Therapie.
Wo früher nur eine Operation am Gehirn helfen konnte, setzt die Uniklinik Freiburg jetzt auf Ultraschall. Mit einer neuen Methode behandelt sie verschiedene Nervenkrankheiten. Darunter auch eine der häufigsten Bewegungsstörungen in Deutschland: den "essentiellen Tremor". Die Uniklinik Freiburg ist das erste Krankenhaus in Süddeutschland, das diese Ultraschallmethode anbietet.
Emmendinger lässt sich mit neuer Methode behandeln
Für Hermann Altbuerger aus Emmendingen ist schon ein Händedruck eine Herausforderung, denn er leidet unter "essentiellem Tremor". Seit acht Jahren lebt der 75-Jährige mit diesem unkontrollierbaren Zittern.
Das ist schon schlimm, wenn man nicht einmal mehr eine Unterschrift machen kann und die Hände so vor sich hin zittern. Hermann Altbuerger aus Emmendingen hat "essentiellen Tremor"
Unterstützung im Alltag erfährt er durch seine Lebensgefährtin. Sie hilft ihm beispielsweise beim Ausfüllen von Überweisungsträgern. Denn in die kleinen Kästchen kriegt er kaum Buchstaben rein, sagt Altbuerger.

Hermann Altbuerger aus Emmendingen lässt sich an der Uniklinik Freiburg gegen "essentiellen Tremor" behandeln.
Wegen seines Zitterns musste der ehemalige Kfz-Mechaniker früher in Rente. Jetzt hat er zwar mehr Zeit für seinen Enkelsohn, ist jedoch körperlich eingeschränkt. Bauklötze zu stapeln sei bislang nicht drin, erzählt Altbuerger. Sein Zittern halte ihn davon ab. Deswegen lässt er sich jetzt an der Uniklinik Freiburg mit der neuen Ultraschallmethode behandeln.
Uniklinik Freiburg wendet neue Ultraschallmethode an
Volker Coenen ist Neurochirurg an der Uniklinik Freiburg und behandelt Hermann Altbuerger. Die Uniklinik Freiburg ist das erste Krankenhaus in Südbaden, das die neue Behandlungsmethode durchführt. Vor Hermann Altenbuerger hat Coenen sie erst an zwei anderen Patienten angewandt.
Der Vorteil ist, dass wir den Schädel und das Gehirn nicht öffnen müssen. Volker Coenen, Neurochirurg an der Uniklinik Freiburg
Die Ultraschallmethode eigne sich vor allem für ältere Patienten, so der Neurochirurg. Das Verfahren stelle aber auch für jene mit Nebenerkrankungen eine Alternative dar - insbesondere dann, wenn sie nicht das Risiko einer Anästhesie eingehen wollten.
Ultraschallmethode soll auch chronische Schmerzen lindern
Geeignet ist die Methode aber nicht nur für Patienten, die an "essentiellem Tremor" erkrankt sind. Auch Parkinson-Patienten, die nicht auf Medikamente ansprechen, können ihr Zittern damit behandeln lassen, so die Infobroschüre der Uniklinik Freiburg. Zugelassen ist das Verfahren zudem für Patienten mit Bewegungsstörungen und chronischen Schmerzen durch Nervenschädigungen.

Volker Coenen ist Neurochirurg an der Uniklinik Freiburg und wendet das neue Ultraschallverfahren an.
Ultraschallverfahren: Patient bleibt wach
Damit die Ultraschallwellen exakt die Gehirnregion treffen, die das Zittern verursacht, muss der Kopf des Patienten absolut still liegen. Eine Halterung fixiert den Schädel. Durch einen Helm mit Wasser wird dafür gesorgt, dass die Ultraschallwellen später gebündelt auf die jeweilige Gehirnregion treffen. Die gebündelten Ultraschallwellen erhitzen jene Gehirnstelle, die das Zittern verursacht, und schalten sie aus.
Das alles geschieht, während Hermann Altbuerger wach im MRT liegt. Immer wieder lassen die Ärztinnen und Ärzte ihn Spiralen auf ein Blatt Papier zeichnen, um zu testen, ob das Zittern nachlässt und die Behandlung anschlägt.

Nach der Behandlung zeigt Hermann Altenbuerger den Ärzten stolz das Ergebnis.
Nach vier Stunden entlassen die Ärzte Altbuerger aus dem MRT. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Seine Hände zittern zwar noch etwas, aber deutlich weniger als zuvor.
Sendung am Mi., 11.6.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW