
Baden-Württemberg Trinken verboten: PFAS lässt Leitungswasser im Elsass zum Risiko werden
Hahn auf, Durst stillen? So einfach ist es für viele Menschen im Dreiländereck im Moment nicht. Sie dürfen das Leitungswasser nicht nutzen - wegen der PFAS-Chemikalie im Grundwasser.
Für viele Menschen im Elsass ist die tägliche Wasserversorgung derzeit eine Belastung: Statt den Hahn aufzudrehen, schleppen sie Wasserflaschen und Kisten nach Hause. Der Grund: Rund um den EuroAirport Basel-Mulhouse ist das Leitungswasser mit den gesundheitsschädlichen PFAS-Chemikalien belastet. Die Substanzen wurden nicht nur im Wasser nachgewiesen, sondern auch im Blut vieler Anwohner. PFAS-Mikropartikel gelten als potenziell gesundheitsschädlich.
Wirt verzichtet auf Leitungswasser im Restaurantbetrieb
Im elsässischen Hégenheim bei Basel wird in der Gaststätte "Boeuf rouge" Leitungswasser nur noch zum Salatwaschen genutzt oder beim Geschirrspülen. "Wir brauchen es hauptsächlich für die Spülmaschine. Gläser werden damit noch abgewaschen", erklärt dessen Wirt. Als Trinkwasser komme es nicht mehr auf den Tisch. Denn in vielen Gemeinden rund um den EuroAirport überschreiten die PFAS-Werte in vielen Fällen die zulässigen Grenzwerte - teils um das Vierfache.
Auslöser PFAS: Flughafen verteidigt Einsatz von Löschschaum
Der Ursprung der Wasserverschmutzung liegt in einem Stoff, der eigentlich Leben retten soll: Feuerlöschschaum. Am EuroAirport Basel-Mulhouse kam er bis 2017 regelmäßig zum Einsatz - zum Beispiel bei Übungen. Heute gilt er als Hauptquelle für die PFAS-Belastung im Umland. Flughafendirektor Tobias Markert räumt ein: "Natürlich tragen wir eine Verantwortung, weil wir das mit verursacht haben." Rechtlich aber sieht er den Flughafen auf der sicheren Seite: "Wir haben uns damals strikt an die geltenden Vorschriften gehalten und die Löschschäume verwendet, die verfügbar waren."

Auslöser des mit PFAS belasteten Grundwassers ist Löschschaum, der bei dieser Übung am EuroAirport zum Einsatz kam.
Petition gegen PFAS-Folgen: Gemeinden wollen Flughafen zur Kasse bitten
Zwar ist bislang ausschließlich das französische Grundwasser betroffen, doch auch im benachbarten Basel sind PFAS ein Thema: Dort wird das Trinkwasser vorsorglich gefiltert. Ein ähnliches Filtersystem soll künftig auch im Elsass zum Einsatz kommen. Die betroffenen Gemeinden fordern in einer Petition, dass der EuroAirport die geschätzten 20 Millionen Euro für die Anlage übernimmt. Ob und in welchem Umfang sich der Flughafen beteiligt, ist bislang unklar. In der Zwischenzeit bleibt den Gästen der Gaststätte "Boeuf rouge" in Hégenheim nur, sich mit einem Augenzwinkern an das neue Hausmotto zu halten: Wein ist sowieso besser als Wasser.
PFAS-Konzentrationen bei EuroAirport-Anwohnern nachgewiesen
Im März dieses Jahres veröffentlichte der Verein zur Verteidigung der Anrainer des EuroAirport Basel-Mulhouse (ADRA) eine Studie, die hohe PFAS-Werte im Blut von Anwohnerinnen und Anwohnern des EuroAirports Basel-Mulhouse nachweist. Sie leben nur einen Steinwurf entfernt vom deutschen Weil am Rhein (Kreis Lörrach) und Basel.
Die Bluttest-Ergebnisse zeigten PFAS-Konzentrationen von bis zu 20 Mikrogramm pro Liter Blut oder sogar mehr. Der Grenzwert liegt laut der Human Biomonitoring Initiative der EU jedoch bei fünf Mikrogramm pro Liter. Der Verein hofft, mit dieser Blutanalysestudie die Behörden, die laut der Vereinigung weitgehend untätig seien, zu einer Reaktion zu bewegen.
PFAS-Mikropartikel können neurologische Beschwerden verursachen, die Schilddrüse schädigen oder sogar krebserregend sein. Frühere Tests belegen, dass PFAS seit mindestens einem Jahrzehnt nahezu im gesamten Grundwasser des Elsass vorhanden sind. Saint-Louis und seine Umgebung zählen zu den am stärksten mit PFAS belasteten Wassernetzen in Frankreich.
Trinkwasser in Deutschland soll nicht betroffen sein
Laut der ADRA habe der hohe PFAS-Wert im Grundwasser keine Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung in Deutschland und der Schweiz. Anders sei das aber bei Lebensmitteln aus Saint-Louis und Umgebung. So solle man Fisch aus den Baggerseen um Saint-Louis vermeiden und ebenso Gemüse, das mit Leitungswasser gegossen wurde.
Starke PFAS-Belastung bei Rastatt
PFAS beschäftigen seit Jahren auch die Region um Rastatt. Hier soll die Belastung des Grundwassers mit PFAS auf Kompost zurückgehen. Dieser soll mit Schlamm aus der Papierherstellung versetzt über mehrere Jahre hinweg auf den Feldern als Dünger verteilt worden sein.
Über das belastete Trinkwasser rund um den EuroAirport berichtete die Sendung "Dreiland Aktuell" am 14.6.2025, 18 Uhr, in SWR Aktuell Baden-Württemberg.
Sendung am Sa., 14.6.2025 18:00 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW