Blutkonserven sind übereinandergestapelt. In den Beuteln ist helles Plasma zu sehen. Zum Weltblutspendetag 2025 warnen Fachleute vor einem Engpass bei der Blutspende.

Baden-Württemberg Plasma, Zellen, Konserven: Wie Ulm ganz Deutschland mit Blut versorgt

Stand: 14.06.2025 16:34 Uhr

Für viele Menschen sind Blutkonserven überlebenswichtig. In Ulm werden täglich mindestens 1.600 davon hergestellt. Aus frischen Blutspenden entstehen gleich drei Präparate.

Von Frank Polifke, Catharina Straß

Der Blutspendedienst des DRK in Ulm: Ein unscheinbares Gebäude, doch hier werden Leben gerettet: 1.600 Blutspenden werden täglich verarbeitet und an Kliniken in ganz Deutschland geschickt. Ein Blick hinter die Kulissen der "Blutspenden-Fabrik" zum Weltblutspendetag.

.

In der Nacht angeliefert: Blutspenden vom Vortag. In Ulm wird das Blut weiterverarbeitet.

Morgens, acht Uhr auf dem Ulmer Eselsberg. Hände, die in blauen Handschuhen stecken, haben viel zu tun: In der Nacht sind einige Kisten mit Blutspenden angekommen. Gespendet von Menschen aus ganz Baden-Württemberg und Hessen. In kleinen, durchsichtigen Beuteln warten sie darauf, verarbeitet zu werden. Die Zeit drängt.

Jeder der 500-Mililiter-Beutel wird hier im Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik, kurz: IKT, einzeln erfasst. Mitarbeitende untersuchen die beiliegenden Blutpröbchen auf Krankheiten wie Hepatitis und HIV. Dann zerlegen sie das Blut in seine Bestandteile. Dazu muss es aufgetrennt werden. Der Arbeitsraum ist steril, offenes Blut sieht man nirgends.

.

Die fertigen Blutprodukte: Links Blutplasma, rechts rote Blutkörperchen.

Verarbeitung der Blutspenden: Schleudergang trennt Blut in seine Bestandteile

Das Auftrennen übernimmt eine Zentrifuge. Der weiße Klotz mit türkisfarbenem Klappdeckel erinnert an eine Toplader-Waschmaschine. Darin werden die Blutbeutel mit rund 3.500 Umdrehungen pro Minute durchgeschleudert. Nach zwanzig Minuten Schleudergang lassen sich im Beutel drei Schichten erkennen. Produktionsleiterin Stefanie Lindner erklärt: "Die roten Blutkörperchen setzen sich ab. Darauf sieht man die weißen Blutkörperchen. Und dann kommt das Blutplasma." Das sei am leichtesten, deshalb schwimme es oben.

Als nächstes kommen die Blutspenden in einen sogenannten Compomat. Der quetscht ihre Bestandteile in verschiedene Beutel. Dazu wird die Spende eingespannt, abgescannt und mit Schläuchen versehen. Über sie gelangt Plasma nach oben, rote Blutkörperchen nach unten. Und zwar so, dass das Beutelsystem nicht geöffnet werden muss. So gelangen Luft und Verunreinigungen nicht hinein.

Eine Mitarbeiterin bedient einen sogenannten Compomaten. Das Gerät füllt die verschiedenen Bestandteile des Bluts in luftdichte Beutel ab.

Zwischen Asterix, Fred Feuerstein und Garfield: Jeder Compomat am IKT wurde nach einem Comichelden benannt. Fällt einer aus, ist er leichter identifizierbar als durch eine komplizierte Gerätenummer.

Blutplättchen maximal fünf Tage haltbar

Im ursprünglichen Beutel verbleibt dann noch ein Gemisch aus Blutplättchen und weißen Blutkörperchen. Das muss noch weiter gefiltert werden, bevor ein Leukämiepatient das Präparat bekommt. Die roten Blutkörperchen benötigt man hingegen bei Blutarmut oder nach großem Blutverlust bei Unfällen. Und das Plasma bekommt ein Patient, dessen Blut nicht oder nur schlecht gerinnt.

Zum Schluss wird das Blutplasma tiefgefroren und geht für mehrere Monate in Quarantäne, bevor es in ein Krankenhaus abgegeben wird. Rote Blutkörperchen sind gekühlt rund 42 Tage haltbar, Blutplättchen nur maximal fünf Tage. "Alle Blutkomponenten haben eben begrenzte Lagerbarkeiten, sodass wir unsere Vorräte ständig erneuern und auffüllen müssen", gibt der ärztliche Direktor des IKT, Hubert Schrezenmeier, zu bedenken.

.

Ab in die Gefriere: Blutplasma muss für mehrere Monate bei -30 bis -40 Grad gelagert werden.

Weltblutspendetag: Blutspenden auch im Sommer lebenswichtig

Auch in den Sommermonaten sei die Nachfrage nach Spenden bei Kliniken ungebrochen hoch, so die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie, Kristina Hölig. Anlässlich des Weltblutspendetages appelliert sie an potenzielle Blutspenderinnen und -spender: "Jede einzelne Spende zählt, gerade in den Sommermonaten."

Die warme Jahreszeit locke viele Menschen nach draußen und so steige auch das Risiko für Unfälle. Außerdem brauche es Spenden für Operationen, Erkrankungen oder Krebstherapien. "Die Krankenversorgung kennt keine Sommerpause", so Hölig. Gleichzeitig kämpfen die Blutbanken Jahr für Jahr mit demselben Problem: Es wird zu wenig gespendet.

Die Krankenversorgung kennt keine Sommerpause. Kristina Hölig, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie

Im Lager des IKT in Ulm liegen die fertigen Blutprodukte zum Abholen bereit - nach Blutgruppen sortiert. Von hier aus werden mehr als 130 Einrichtungen in ganz Deutschland beliefert: hauptsächlich Krankenhäuser – aber auch Forschungseinrichtungen, die die Blutprodukte weiterentwickeln. Auch in Ulm hofft man jetzt auf reichlich Blutspenden, um gut über den Sommer zu kommen.

Sendung am Sa., 14.6.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW