Ehrenamtliche Helfer von dem Projekt "Beste Genesung zu Hause"  bei Patienten in der Nagolder Klinik

Baden-Württemberg Nach dem Krankenhaus: Sie helfen alleinstehenden Menschen in und um Nagold

Stand: 12.06.2025 06:39 Uhr

Nach Klinikaufenthalt allein zu Haus? In Nagold helfen Ehrenamtliche seit knapp zehn Jahren Patienten zurück in den Alltag - bei Arztbesuchen oder mit Einkäufen im Supermarkt.

Von Magdalena Knöller, Necla Süre

In Nagold (Kreis Calw) sorgt seit zehn Jahren das ehrenamtliche Projekt "Beste Genesung zu Hause" dafür, dass Menschen nach einem Aufenthalt im Krankenhaus Hilfe bekommen.

Denn wenn entlassene Patienten nach Hause zurückkehren, stehen sie oft vor alltäglichen Herausforderungen: Der Kühlschrank ist leer, Arzttermine stehen an, Medikamente müssen aus der Apotheke abgeholt werden. Wer keine Angehörige oder Freunde in der Nähe hat, ist damit häufig überfordert.

Zehn ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in Nagold springen dort ein, wo Familie und Freunde fehlen oder mit ihren eigenen Herausforderungen an ihre Grenzen kommen. Vier Wochen lang begleiten sie Betroffene im Alltag: zur Apotheke, zum Arzt, zum nächsten Bäcker oder sie erledigen Telefonate und Papierkram.

Zwei Helferinnen des Projekts "Beste Genesung zu Hause" im Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Krankenhauses in Nagold.

Eine Pflegerin auf Station informiert die beiden ehrenamtlichen Helferinnen darüber, in welchem Zimmer Patientinnen und Patienten liegen, die das Hilfsangebot brauchen könnten.

Ein Segen für Patienten

Gisela Metternich-Belz aus Nagold ist eine, die auf diese Weise Hilfe bekommen hat. Sie ist von einer Treppe gestürzt, brach sich beide Beine und musste lange in die Reha. Danach kam sie nach Hause - doch allein hätte sie es kaum geschafft, wieder im Alltag klarzukommen. Ihre Kinder wohnen weit weg.

Darum nahm sie das Hilfsangebot von "Beste Genesung zu Hause" in Anspruch. Vier Wochen griffen ihr Ehrenamtliche unter die Arme - mit Besorgungen, Gesprächen und Begleitungen zum Arzt.

Ich habe einen Menschen neben mir, der auf mich achtet und der guckt, was ich falsch mache. Das war wichtig. Am Rollator macht man ja auch Fehler. Das hat mir Sicherheit gegeben. Gisela Metternich-Belz, ehemalige Patientin in Nagolder Klinik

Hilfe beginnt am Krankenbett

Die Begleitung beginnt schon in der Klinik. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer wie Christine Schneider-Kübler besuchen regelmäßig das Krankenhaus in Nagold. Sie gehen von Zimmer zu Zimmer und informieren direkt am Krankenhausbett über das Hilfsangebot.

Wir haben alle, also von jung bis alt. Ich weiß nie, wenn ich die Tür aufmache, wer mein Gegenüber ist. Christine Schneider-Kübler vom Projekt "Beste Genesung zu Hause"
Eine ehrenamtliche Helferin von dem Projekt "Beste Genesung zu Hause"  besucht einen Patienten in der Nagolder Klinik.

Christine Schneider-Kübler auf Patientenbesuch: Die Helferin macht ihr Ehrenamt aus Leidenschaft.

Verantwortlich für das Projekt sind der Stadtseniorenrat Nagold, die Kliniken Nagold und der Kreis Calw. Auch die Stadt Nagold unterstützt die Ehrenamtlichen mit Fahrtkostenerstattungen und Schulungen. Die Betreuung ist auf einen Umkreis von 10 Kilometern rund um Nagold begrenzt.

Hilfe für den Sozialdienst im Krankenhaus

Das Projekt entlastet den Sozialdienst im Krankenhaus Nagold enorm. Der Bedarf sei groß - vor allem für Menschen, die auf dem Land leben, so Serena Bürkle vom Sozialdienst. Supermärkte und Ärzte seien oft weit entfernt. Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei schlecht. Für viele sei es schwer sich allein zu versorgen. Deshalb hilft der Sozialdienst gerne dabei, dem Projekt Kontakte zu vermitteln.

Es ist eine große Erleichterung, dass wir wissen, es gibt noch Ehrenamtliche, die das ein bisschen Zwischendrin (nach dem Krankenhausaufenthalt) übernehmen. Das nimmt uns sehr viel Druck raus. Serena Bürkle, Sozialdienst Kliniken Nagold

Mehr als Hilfe: Ein Gefühl von Sicherheit

In den letzten zehn Jahren haben die Ehrenamtlichen fast 100 Menschen geholfen. Das Projekt wächst weiter. Im Oktober finden wieder Schulungen für neue Ehrenamtliche statt. Auch Gisela Metternich-Belz ist dankbar - nicht nur für die praktische Hilfe, sondern auch das Gefühl, dass sie nicht allein ist. Sie hofft, dass viele andere Betroffene, wie sie, die kostenlose Hilfe annehmen.

Sendung am Di., 10.6.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

Mehr zum Thema Ehrenamt