
Baden-Württemberg Mehrwertsteuer in der Gastronomie: Wird die Senkung bei den Gästen ankommen?
Die neue Bundesregierung will die Mehrwertsteuer in der Gastronomie ab 1. Januar 2026 dauerhaft senken. Wem nützt die Senkung eigentlich?
Eigentlich müssten die Preise beim Restaurantbesuch ab Januar sinken. Denn die schwarz-rote Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag eine dauerhafte Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent ab 1. Januar 2026 versprochen. Dadurch sollen Gastronomen entlastet und die Wirtschaft in Schwung gebracht werden. Ob diese Steuerentlastung aber auch beim Restaurantbesucher ankommen wird, ist fraglich.
Gastronomin: "Kann Steuerentlastung gar nicht weitergeben"
Im nächsten Jahr will die Bundesregierung den Mindestlohn auf 15 Euro anheben. Derzeit liegt er bei 12,82 Euro. Eine Mehrbelastung für viele Gastronomen, die gar nicht so leicht auszugleichen ist. In der SWR-Sendung „Zur Sache Baden-Württemberg!“ sagte die Gastronomin Katrin Eßlinger aus Aichtal (Kreis Esslingen) , dass sie es sich gar nicht leisten könne, eine Steuerentlastung an die Gäste weiterzugeben. Neben der bisherigen und der geplanten Steigerung des Mindestlohns seien auch die Betriebskosten, etwa die Energiepreise, in letzter Zeit dafür zu stark gestiegen.
Senkung der "Gastrosteuer": Bundestagsabgeordnete optimistisch, Kretschmann kritisch
Die stellvertretende CDU-Generalsekretärin und Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Waiblingen, Christina Stumpp, zeigte sich in der Sendung trotzdem optimistisch, dass die Preise in der Gastronomie für die Verbraucher zumindest teilweise sinken werden. Fraglich sei allerdings, ob die Preise tatsächlich um die vollen 12 Prozentpunkte gesenkt würden, die bei der Mehrwertsteuerentlastung geplant seien. Sinkende Preise für den Verbraucher hält Stumpp aber für wichtig, damit sich beispielsweise auch Familien den Restaurantbesuch leisten können.
Der ehemalige Bundesvorsitzende und jetzige Ehrenvorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, Thomas Eigenthaler, hingegen glaubt nicht, dass eine Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie auch beim Gast selbst ankommt. Das sei aber ausschlaggebend dafür, dass sich tatsächlich auch wieder mehr Gäste für den Restaurantbesuch entschieden.
In der Vergangenheit hatten sich auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz (beide Grüne) kritisch gegenüber einer Absenkung der sogenannten „Gastrosteuer“ geäußert - allerdings aus einem anderen Grund: Sie koste Land und Kommunen knapp eine halbe Milliarde Euro. Wenn der Bund das beschließe, müsse er für finanzielle Entlastung sorgen.
Die ganze Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg!" vom 12. Juni 2025 gibt es hier zum Nachschauen:
Gastronomie: Bonpflicht muss laut Steuer-Gewerkschaft bleiben
Ein weiteres Steuerproblem im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD sieht der Ehrenvorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft Eigenthaler in der geplanten Abschaffung der Bonpflicht. Wenn ein Gastronom keinen Bon ausstellen müsse, erleichtere das den Steuerbetrug erheblich und verzerre den Wettbewerb zwischen ehrlichen, steuerzahlenden Gastronomen und denen, die das nicht täten.