
Baden-Württemberg Rheinland-Pfalz Krieg in Nahost treibt Spritpreise: Wann am besten tanken?
Seit Ausbruch des Krieges zwischen Israel und dem Iran sind die Preise an den Zapfsäulen deutlich gestiegen. Dennoch lohnt es sich weiterhin, zur richtigen Zeit zu tanken.
Am Sonntagmorgen (15.6.2025) hat ein Liter E10 im bundesweiten Schnitt laut ADAC 1,75 Euro gekostet - sechs Cent mehr als zwei Tage zuvor. Diesel habe sich sogar um sieben Cent verteuert auf durchschnittlich 1,64 Euro pro Liter. Auch die Preise für Heizöl seien deutlich gestiegen.
Grund für die Preissprünge sind Berichte aus dem Iran, denen zufolge Israel in der Nacht auf Sonntag auch Öl- und Gasfelder bombardiert haben soll. Der Iran gehört zu den größten Ölproduzenten der Welt, der Anteil an der globalen Fördermenge beträgt ungefähr vier Prozent.
Warum die Lage im Iran die Spritpreise bei uns beeinflusst
Noch kritischer als die reine Produktionsmenge ist, dass der Iran eine wichtige Transportroute kontrolliert: die Straße von Hormus. Das ist eine 50 Kilometer schmale Meerenge an der iranischen Südküste, die den Persischen Golf mit dem Golf von Oman verbindet. Über diese Route exportieren die Golfstaaten - allen voran Saudi-Arabien - ihr Öl in die Welt: etwa 20 Millionen Barrel pro Tag, das entspricht etwa einem Fünftel der weltweiten Exporte.
Der Iran droht jetzt, diese Route zu sperren. Sollte das passieren, könnte der Ölpreis stark steigen - vielleicht in Richtung 100 Dollar pro Barrel, wie das zu Beginn des Ukraine-Kriegs passiert war.
Politik will Energiepreise stabil halten - Gespräche zwischen EU und USA
Die Europäische Union überlegt gemeinsam mit den USA, wie man großen Preissteigerungen entgegensteuern könnte. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte, sie habe mit US-Präsident Donald Trump darüber gesprochen. Man sei bereit, sich mit gleichgesinnten Partnern abzustimmen.
Was konkret geschehen soll, um die Energiepreise stabil zu halten, ließ von der Leyen offen. Möglich wäre, dass strategische Erdölreserven freigegeben werden oder die EU und die USA Gespräche mit wichtigen Ölexportstaaten aufnehmen.
Schon vor dem Krieg gab es ungewöhnlich starke Preisschwankungen bei Sprit
Die Spritpreise schwankten im Tagesverlauf zuletzt schon ungewöhnlich stark. Das hat der ADAC beim Auswerten der Preise im Mai festgestellt. Der Autoclub hat die jeweils höchsten Preise eines Tages mit den niedrigsten verglichen: Dabei zeigte sich bei Superbenzin der Sorte E10 und bei Diesel ein Unterschied von um die 13 Cent. Bei Super war das die größte Schwankung, seit der Autoclub seine Untersuchung macht. Bei Diesel war der Preisunterschied der zweithöchste innerhalb desselben Tages.
Eine Erklärung für die Schwankungen lieferte der ADAC nicht. Er wies aber darauf hin, es lohne sich für Verbraucherinnen und Verbraucher umso mehr, zur richtigen Zeit zu tanken. Morgens im Berufsverkehr bis kurz nach 7 Uhr sei das Tanken am teuersten, abends kurz vor 20 Uhr am günstigsten.
Insgesamt zählte der ADAC im Tagesverlauf im Mai acht typische Preisspitzen. Das entspricht dem Rekordniveau des Vorjahres. Die Auswertung des Verkehrsclubs beruht auf Durchschnittswerten. Das Bundeskartellamt hatte zu Jahresbeginn im Schnitt 22 Preisänderungen gezählt - pro einzelne Tankstelle. Rechtlich gesehen dürfen die Spritpreise in Deutschland beliebig oft geändert werden. In Österreich zum Beispiel ist das nur einmal am Tag zulässig.
Ein Umweg lohnt sich selten
Als Faustregel gilt: Ein Umweg lohnt sich nur, wenn man pro gespartem Cent maximal einen Kilometer fahren muss. Heißt also, wenn die Tankstelle mehr als vier Kilometer entfernt ist, brauche ich mich abends nicht extra ins Auto setzen - dann kann ich auch direkt auf dem Heimweg von der Arbeit tanken, wenn ich sowieso an der Tankstelle vorbeikomme.
Der ADAC rät Autofahrern, den Wellenverlauf der Preise - der jeden Tag sehr ähnlich ausfällt und auf die Mehrzahl der über 14.000 Tankstellen in Deutschland zutrifft - für sich zu nutzen. So könnten sie gezielt zu günstigen Zeitpunkten tanken. Auch die Wahl einer im direkten Vergleich günstigen Tankstelle wirke sich auf die Sprit-Rechnung aus. Dadurch würde auch der Wettbewerb gestärkt. Der ADAC empfiehlt daher, sich kurz vor dem Tanken über aktuelle Preise zu informieren.
Tank-Apps beziehen Preise vom Bundeskartellamt
Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt gibt alle Daten über Preisänderungen an Verbraucher-Informationsdienste über Websites oder Apps weiter. Dadurch können Verbraucherinnen und Verbraucher mit einem einfachen Klick oder bequem per App die günstigste Tankstelle vor Ort oder unterwegs finden.
Ausblick: So könnten sich die Spritpreise in diesem Jahr entwickeln
Grundsätzlich steuern wir laut dem ADAC auf das viertteuerste Tankjahr zu. Wir erinnern uns: 2022 gab es nach dem Beginn des Ukrainekriegs einen Energiepreis- und eben auch Spritpreis-Schock. Da lag E10 bei im Schnitt 1,86 Euro und Diesel sogar bei 1,94 Euro - ungewöhnlich, weil Diesel in der Regel günstiger ist. Damals wurde aber das fehlende russische Gas in der Industrie mit Diesel kompensiert, das war der Grund für den teuren Dieselpreis an der Tankstelle. 2023 lag dann Benzin bei 1,79 Euro, voriges Jahr bei 1,74 Euro. Der ADAC hofft, dass die Preise in diesem Jahr leicht darunter liegen werden.
Aber die geopolitische Lage ist vielschichtig. Wir wissen einerseits nicht, wie es im Nahen Osten weitergeht - wenn andererseits die Weltwirtschaft in China und den USA gedämpft würde und dort die Nachfrage nach Öl nachließe, würde das dämpfend auf den Preis wirken. Und ein letzter wichtiger Faktor: Der Euro ist gerade sehr stark. Öl wird aber in Dollar gehandelt - das bedeutet: Wir bekommen sozusagen mehr Öl pro Euro.
Sendung am Mo., 16.6.2025 12:05 Uhr, Aktuell, SWR Kultur