Raupen des Eichenprozessionsspinners sind auf einem Ast zu sehen. Der Eichen-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein Schmetterling aus der Familie der Zahnspinner, die Brennhaare der Raupe können beim Menschen eine Raupendermatitis auslösen.

Baden-Württemberg Giftige Raupenhaare: Deshalb ist der Eichenprozessionsspinner in BW gefährlich

Stand: 17.06.2025 11:40 Uhr

Beim Spaziergang im Wald, beim Toben auf dem Kinderspielplatz: In den kommenden Wochen sollte man im Land vorsichtig sein, denn der Eichenprozessionspinner ist wieder unterwegs.

Von Torsten Hansel-Engelhart

So manche Berührung mit einem Insekt kann zu einem Kontakt der unangenehmen Art werden. Auch wenn das Tier auf den ersten Blick gar nicht so gefährlich erscheint. Doch der Eichenprozessionsspinner schaut zwar harmlos aus, hat es aber in sich. Denn das Berühren kann schwere gesundheitliche Folgen auch für Menschen haben.

Laut dem Frühwarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD) haben die Raupen des Eichenprozessionsspinners inzwischen fast in ganz Baden-Württemberg ein Entwicklungsstadium erreicht, das bei einem Kontakt auch für den Menschen zur Gefahr werden kann. In Aalen (Ostalbkreis) klagten nach einem Football-Spiels der Schwäbisch Hall Unicorns am Samstag einge der 4.200 Besucherinnen und Besuchern, Spieler sowie Helfende über Ausschläge und Juckreiz. Wie der Verein mitteilte, besteht der Verdacht, dass es in dem Wald neben dem Stadion einen Befall von Eichenprozessionsspinner-Raupen gibt, der wohl heftige allergische Reaktionen ausgelöst hat. 

Brennhaare können schwere Reizungen hervorrufen

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind nach Angaben des DWD in großen Teilen des Landes inzwischen so weit entwickelt, dass sie die gefährlichen Brennhaare entwickeln. Entlang des Rheins ist dem Frühwarnsystem zufolge sogar bereits das Stadium mit der höchsten Brennhaarmenge und Gesundheitsgefahr erreicht. 

Mit zunehmenden Temperaturen würden sich auch die Larven im restlichen Teil des Landes bis zum gefährlichsten Stadium weiterentwickeln, erklärt Lea Dieckmann, Expertin für Eichenprozessionsspinner bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg. 

Auf gar keinen Fall sollte man die Raupen anfassen. Lea Dieckmann, Expertin für den Eichenprozessionsspinner an der FVA in Freiburg

Die Brennhaare des Schädlings können bei Menschen schwere Hautreizungen oder Atembeschwerden hervorrufen - im Extremfall sogar einen allergischen Schock. Die bis zu drei Zentimeter langen Raupen des Eichenprozessionsspinners sind braun-gelb oder grau-schwarz. Die Tiere kämen vor allem an Eichen vor und könnten von Laien erst spät erkannt werden, sagt FVA-Expertin Dieckmann. Sie leben in Kolonien und wandern im Gruppenverband wie bei einer Prozession - daher ihr Name. Ihre Nester sind auffällige runde Gespinste.

Expertin: Nach Kontakt Stelle gründlich abwaschen

Die Expertin Dieckmann rät, bei Anzeichen für ein Vorkommen der Raupen möglichst Abstand zu halten und in Wäldern auf Wegen zu bleiben. "Auf gar keinen Fall sollte man die Raupen anfassen." Auch die Hinterlassenschaften der Tiere, etwa Gespinstnester oder Häutungsreste, sollten nicht berührt werden. 

Komme man doch in Kontakt mit den Tieren oder ihren Hinterlassenschaften, solle man die Stelle gründlich abwaschen, die Kleidung außerhalb des Hauses wechseln und bei mindestens 60 Grad waschen. Außerdem empfiehlt die Expertin, gründlich zu duschen und die Haare zu waschen. 

Risiko etwas geringer als in den Vorjahren

Das Risiko, den gefährlichen Raupen in diesem Jahr zu begegnen, ist nach Einschätzung von Dieckmann allerdings nicht so hoch wie in den vergangenen Jahren. "Das Gesamtgeschehen in Baden-Württemberg ist gerade sehr ruhig, wir erwarten keine größeren Vorkommen", sagt sie. Lokal könnten die Raupen allerdings durchaus vorkommen, betroffen sind etwa der Großraum Stuttgart und die Ostalb - wie beim Football-Spiel am Samstag in Aalen.

Mehr zum Eichenprozessionspinner in BW